13. Sept. 2024
11 Fragen an Thomas Goiginger: Derby da, um es zu gewinnen!
Was für ein emotionales Wiedersehen! Sechseinhalb Jahre spielte Thomas Goiginger für den LASK und war ein elementarer Bestandteil, um aus einem Aufsteiger einen gefürchteten Europacup-Fighter zu machen. Am Samstag (19.30 Uhr, live bei Sky) trifft er im Linzer Derby mit seinem neuen Klub Blau-Weiß erstmals auf seinen Ex-Verein, der einen Stolperstart in die Saison hinlegte und mit Markus Schopp einen neuen Trainer an der Seitenlinie hat. Vorher stellt sich Goiginger den „11 Fragen“ von bundesliga.at.
1. Von Sommer 2017 bis zum vergangenen Winter hast du 242 Spiele für den LASK absolviert, dabei 58 Tore geschossen und 52 Assists geliefert. Nun kommt es im Hofmann Personal Stadion erstmals zum Wiedersehen. Sag jetzt nicht: Ein Spiel wie jedes andere…
Nein, es ist natürlich kein Spiel wie jedes andere, das muss ich ganz offen und ehrlich sagen. Aber ich würde das jetzt gar nicht so stark thematisieren und auf meine Person fokussieren. Es geht um viel, es ist ein Linzer Derby, das hat ohnehin eine Menge Brisanz. Aber natürlich ist es für mich persönlich eines meiner Highlight-Spiele und das Wiedersehen mit guten Bekannten wie beispielsweise Philipp Ziereis.
2. Du hattest beim LASK eine unfassbar erfolgreiche Zeit. Welche Erinnerungen und Erfolge stechen heraus?
Ja, es hat viele Highlights gegeben. Ich habe sehr viele Freunde dort kennenglernt und bin froh, dass diese bis heute Bestandteil meines Lebens sind. Sportlich haben wir es viermal in eine internationale Gruppenphase geschafft und diese zweimal sogar gewonnen, einmal in der Europa, einmal in der Conference League. Was einzelne Spiele betrifft, denke ich zum Beispiel an den 3:1-Sieg gegen Basel in der Champions-League-Qualifikation, als ich kurz vor Schluss das 2:1 gemacht habe. Oder an das 4:1 gegen Eindhoven, als wir zur Pause noch 0:1 zurücklagen. Es gab viele coole Momente.
3. Hätte man das letzte halbe Jahr, bevor du im Winter 2023/24 zum VfL Osnabrück gewechselt bist, besser hinbekommen können? Es gab ja doch ein paar Unstimmigkeiten.
Es lief sicher nicht alles optimal, aber ich bin nicht nachtragend. Ich musste viele Dinge akzeptieren, das habe ich gemacht und dabei immer versucht, mich professionell zu verhalten. Über die genauen Umstände mag ich jetzt nicht sprechen, das ist nicht mein Ding. Ich bin auch nicht auf irgendjemanden beleidigt. Es wurden Entscheidungen getroffen, die es zu akzeptieren galt. Ich kann jedenfalls in den Spiegel schauen und sagen, dass ich alles Mögliche gemacht habe, was in meiner Macht stand.
4. Du warst dann ein halbes Jahr in Deutschland und bist mit Osnabrück von der 2. in die 3. Liga abgestiegen, ohne fixer Stammspieler zu sein. Wie resümierst du deine Zeit in Deutschland?
Ich möchte sie auf keinen Fall missen. Mir war vorher bewusst, dass es eine schwierige Phase werden könnte. Natürlich hatte ich mir mehr Spielzeit erhofft, die ich am Anfang auch bekommen habe, aber dann aus Gründen, die nicht in meiner Hand liegen, nicht mehr. Aber ich habe eine neue Fußballkultur kennengelernt, neue Inputs bekommen. Auch wenn es sportlich nicht gut lief, war ich immer mit mir im Reinen. Der Fußball hat eben nicht nur Sonnenseiten, und auf persönlicher Ebene hat mir die Zeit sehr viel gebracht.
5. Was sprach dann im Sommer dafür, zu Blau-Weiß Linz zurückzukehren, wo du 2016/17 bereits ein Jahr in der 2. Liga gespielt hast?
Das Entscheidende waren Wertschätzung und Vertrauen, die ich nach den schwierigen eineinhalb letzten Jahren hier gespürt habe. Deswegen habe ich entschieden, dass das der richtige Schritt für mich ist. Mir wurde klar dargelegt, auf welche meiner Qualitäten als Mensch und Spieler man hier bauen möchte und sich außerdem sehr um mich bemüht, das hat mich überzeugt. Es hätte ein paar Anfragen aus verschiedenen Kontinenten gegeben, aber es war nichts dabei, das mich gecatcht hat. Ich wollte wieder einen geregelten Ablauf und ein Umfeld, in dem ich Woche für Woche meine Qualitäten einbringen und mit Spaß Fußball spielen kann.
6. Als du vor acht Jahren bei Blau-Weiß Linz warst, war der Klub ein Zweitligist im unteren Tabellendrittel. Jetzt spielt ihr in einem Schmuckkästchen das zweite Jahr Bundesliga. Wie fällt der Vergleich aus?
(lacht) Da liegen Welten dazwischen, kein Vergleich möglich. Unglaublich, wie sehr sich der Verein in dieser Zeit weiterentwickelt hat. Ein Zeichen der guten Arbeit der letzten Jahre. Im Grunde ist nichts mehr so, wie es 2016 war.
7. Du bist auf Anhieb Stammspieler geworden, aus den ersten 5 Runden habt ihr sieben Punkte geholt. Dein Fazit?
Wir hatten sehr, sehr gute Spiele dabei, aber auch Partien, bei denen wir nicht unser Niveau erreicht haben. Kontinuität in der Leistung ist der entscheidende Punkt, wo wir als Team reifen müssen. Es bringt nichts, wenn ein Spiel top ist, wenn wir dann nächste Woche wieder auslassen. Wir sollten auch nicht zu groß träumen, sondern uns auf die Dinge konzentrieren, die wir mit harter Arbeit als Mannschaft beeinflussen können.
8. Dem Klischee nach soll das zweite Jahr für einen Aufsteiger ja das schwerste sein. Wohin geht eure Reise in dieser Saison?
Die Spannweite an Möglichkeiten ist hoch. Es kann durchaus etwas möglich sein, wenn wir es schaffen, Woche für Woche richtig Gas zu geben und kontinuierlich zu performen. Die Qualität ist da, aber ich bin kein Freund davon, zu weit in die Zukunft zu blicken und große Ziele herauszugeben. Es sind 5 Runden absolviert, das ist uns ordentlich gelungen – mehr aber auch nicht.
9. Hinter uns liegen zwei Länderspiele. Du gehörst zu den sogenannten One-Hit-Wondern, hast 2019 unter Franco Foda ein Länderspiel in Lettland absolviert. Sagst du toll, einmal dabei gewesen zu sein, oder hätten es ein paar Matches mehr sein können?
Puh, schwierige Frage… Ich war ja damals bei einigen Lehrgängen dabei, das war die Phase, als wir uns für die EURO 2021 qualifiziert haben. Dass ich wenigstens einmal eingesetzt wurde, macht mich froh und stolz, auch wenn man im Nachhinein immer sagen kann, dass mehr möglich gewesen wäre. Aber hätte mir jemand vor zehn oder zwölf Jahren gesagt, dass ich ein Länderspiel in der Statistik habe, wäre ich mehr als glücklich gewesen.
10. Zurück zum Derby, in das Blau-Weiß zumindest tabellarisch als Favorit geht, da ihr vier Punkte mehr auf dem Konto habt als die Athletiker. Wollt ihr mit den eigenen Fans im Rücken den Nummer-1-Status in Linz untermauern?
Ein Derby ist natürlich dafür da, dass man es gewinnt! Das ist das Ziel. Wir brauchen aber nicht drumherum zu reden, wer in dieser Konstellation der Favorit ist. Man muss aber gar nicht viel im Vorfeld vergleichen, es ist ein Derby, da gelten eigene Gesetze. Ich bin mir sicher, dass beide Mannschaften darauf brennen, ihren Fans einen Sieg zu schenken. Natürlich hoffe ich, dass wir das sein werden.
11. A propos Fans: Auf was für einen Empfang der LASK-Anhänger stellst du dich ein?
Das kann ich, ehrlich gesagt, nicht einschätzen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich für alle Mannschaften, bei denen ich gespielt habe, immer alles gegeben habe. Da ich es nicht beeinflussen kann, versuche ich auch, mir so wenige Gedanken wie möglich darüber zu machen. Es wird so kommen, wie es kommt, auch wenn ich natürlich hoffe, dass es korrekt ausfällt. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Fotos: GEPA pictures