17. Juli 2024
Rckkehrer Louis Schaub: Rapid-Traum war immer da!
Es ist das wohl emotionalste Comeback der kommenden Saison. Nach sechs Jahren im Ausland (Köln, Hamburg, Luzern, Hannover) kehrt Louis Schaub zu seinem Lebensverein Rapid zurück. Im Interview mit bundesliga.at spricht der 29-Jährige über erfüllte und unerfüllte Träume und erklärt, warum er ein Faible für Traditionsklubs hat.
Irgendwie hatte man das Gefühl, dass du eigentlich immer wusstest, dass du eines Tages zu „deiner“ Rapid zurückkehren würdest. Stimmt’s?
Ja, auf alle Fälle! Ich bin in diesem verein groß geworden, kam mit 12 und ging mit 23 Jahren. Der Traum, zu Rapid zurückzukehren, war immer da. Dieses Jahr hat sich die Chance ergeben, das wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Nachdem du in Deutschland und der Schweiz viel gesehen hast – was macht die Faszination Rapid aus?
Wie alle für diesen Klub leben, die Gemeinschaft im Verein – das hat mich von kleinauf fasziniert. Ich bin früher noch ins Hanappi-Stadion gegangen, hab dort jedes Heimspiel genossen. Das war einfach brutal schön zu erleben, wie die Fans mitfiebern, mit dem Klub mitleben. Rapid wurde wie eine Familie für mich. Jetzt bin ich froh, wieder Teil dieser Familie zu sein. Für mich ist es wie nach Hause kommen.
Was war die größte Veränderung in den sechs Jahren deiner Abwesenheit?
Sicher das Trainingszentrum! Das ist echt top, diese Möglichkeiten hatten wir damals nicht. (lacht) Das habe ich mir allerdings schon im vergangenen Sommer angeschaut, weil es mich interessiert hat. Klar sind Trainer und viele Spieler gegangen, aber das ist im Fußball ja leider schon normal. Der Kontakt ist aber nie abgerissen, so ganz weg war ich eigentlich nie.
Was war in den sechs Jahren im Ausland der größte Traum, den du dir erfüllen konntest?
Als Kind war es immer mein ganz großer Traum, in der deutschen Bundesliga zu spielen. Deswegen bin ich damals zum 1. FC Köln in die 2. Liga gewechselt. Als wir dann den Aufstieg geschafft haben – das war ganz groß. Alle zwei Wochen vor 50.000 Fans zu spielen in einer Stadt, die für diesen Verein lebt, das habe ich sehr genossen.
Zählt das sogar mehr als der Cup-Titel mit Luzern?
Das ist schwer zu vergleichen. Der Cup-Titel war speziell, weil der Verein 29 Jahre darauf warten musste und der Gewinn nicht erwartbar war. Aber der Aufstieg mit dem FC, das war schon riesig…
Gab es auch einen Traum, der dir verwehrt blieb?
Ja, klar. Ich wollte immer Champions League spielen, das habe ich bis heute nicht geschafft. (schmunzelt) Und deutscher Meister bin ich auch nicht geworden. Aber am Ende dieser Auslandsreise überwiegen die positiven Erlebnisse, für die ich sehr dankbar bin. Ich durfte in den großen Stadien Deutschlands für drei Traditionsklubs spielen, das ist nicht selbstverständlich.
Gutes Stichwort. Dich eint mit deinem Rapid-Kollegen Guido Burgstaller, dass ihr bei Traditionsvereinen mit Seele gespielt habt. Zufall?
Ich denke nicht, dass es Zufall ist. Ich bin bei Rapid groß geworden und weiß es sehr zu schätzen, wenn eine große Geschichte dahintersteht. Das ist schon ein Unterschied. Deswegen konnte ich mich auch mit jeder einzelnen Station identifizieren und bin froh, Teil dieser Geschichte gewesen zu sein. Das gilt auch für Luzern.
Bei dir ist die Sehnsucht nach Titeln groß, bei Rapid auch. Ist hier eine Entwicklung möglich, wie sie zuletzt Sturm Graz vorgezeigt hat?
Schwer zu sagen im Moment, so etwas entsteht ja nicht von heute auf morgen. Sturm hat sich über Jahre toll entwickelt und diesen Weg jetzt mit dem Double gekrönt. Genau so muss es ja sein. Erst muss mal ein solides Fundament entstehen, dann kann ein verein wieder so weit sein zu sagen, dass man um Titel mitspielen will.
Beim Blick auf deine Vita fällt auf, dass du bei Rapid Spezialist für Europacup-Tore warst. Mit 16 Treffern in 30 Partien stehst du hinter Steffen Hofmann und Hans Krankl jetzt schon auf Rang drei der ewigen Bestenliste. Ging dir das in den sechs Jahren ab?
International zu spielen ist immer etwas Besonderes. Das durfte ich mit Rapid ein ums andere Mal erleben, da waren unvergessliche Abende dabei. Ich denke da an den Aufstieg gegen Ajax Amsterdam (Anm.: Schaub steuerte beim 3:2-Auswärtssieg einen Doppelpack bei), aber auch an einige andere tolle Spiele. Jetzt starten wir in der 2. Runde der Europa-League-Qualifikation, ich hoffe sehr, dass wir es in die Hauptrunde schaffen.
Du wirst sicher die EURO in Deutschland verfolgen, warst beim Turnier 2021 selbst noch Teil des ÖFB-Kaders. Wie sehr hast du beim Ausscheiden gegen die Türkei mit den Kollegen mitgelitten?
Ich habe ihnen fest die Daumen gedrückt, sie haben ein tolles Turnier gespielt und hätten sich auch in diesem Spiel verdient gehabt, weiterzukommen. Es ist aber nun mal so, dass der Fußball sehr grausam sein kann. Das war auch in diesem Spiel der Fall. Viel überlegener kann man nicht sein, und dann durch zwei Standardtore zu verlieren, ist sehr, sehr bitter. Es tut auch deshalb weh, weil in dem Turnier einiges möglich gewesen wäre.
Du hast 29 Länderspiele auf dem Buckel. Hast du das ÖFB-Team für dich noch auf dem Radar?
Ausschließen würde ich das nie! Aber es steht ganz klar im Vordergrund, bei Rapid Leistung zu zeigen. Wenn mir das gelingt, kann ich auch für die Nationalmannschaft ein Thema werden. Es gibt einfach nichts Größeres und Schöneres, als für sein Land spielen zu dürfen. Due EURO 2021 war ein unglaubliches Erlebnis, so etwas möchte man nochmal erleben.
Du hast einen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieben, wärst bei Erfüllung 33 Jahre alt. Denkbar, dass sich der Kreis komplett schließt und du deine Karriere bei Rapid beendest?
Puh, vier Jahre ist ein langer Zeitraum, das habe ich im Ausland gelernt. Am liebsten würde ich so lange wie möglich Fußball spielen und mit Rapid erfolgreich sein. Fakt ist allerdings: Ich habe nicht die Absicht, nochmal ins Ausland zu gehen. Ich habe den Schritt zurück nach Wien bewusst gewählt, genauso wie die lange Laufzeit des Vertrages.
Fotos: GEPA pictures