Luka Lochoshvili: Vom Zero zum Hero

28. February 2022 in ADMIRAL Bundesliga

Luka Lochoshvili hatte nicht den besten Einstand in der ADMIRAL Bundesliga. Seit Sonntag gehört der junge Georgier aber zu ihren „All-Time-Heroes“.

Es passiert nicht oft, dass ein Fußballer noch während eines Spieles einen Gegenspieler umarmt und fest ans Herz drückt. Marco Djuricin hat es am Sonntag getan. Nachdem er aus nächster Nähe gesehen hatte, was Luka Lochoshvili für seinen Klubkameraden Georg Teigl getan hat.

Lukas Heldentat

Es war die bereits vielbeschriebene 88. Minute des Spieles zwischen der Wiener Austria und dem WAC. Georg Teigl lag nach einem unglücklichen Zusammenstoß mit dem jungen Kärntner Nikolas Veratschnig auf dem Boden, als Christopher Wernitznig und Luka Lochoshvili etwa gleichzeitig die kritische Lage, in der sich ihr Gegenspieler befand, erfassten und blitzschnell handelten. Während sich der etwas näher postierte Wernitznig hinter Teigl kniete und seinen Kopf hielt, sprintete Lochoshvili herbei, öffnete den Mund des Bewusstlosen und zog „ich glaube, in letzter Sekunde“, wie er später vor dem Sky-Mikrofon schilderte, die verschluckte Zunge heraus. Austrias Sekunden später dazu geeilte Teamarzt Dr. Marcus Hofbauer bestätigte, dass der WAC-Verteidiger Georg Teigl durch sein schnelles Eingreifen vermutlich das Leben gerettet hat.

„Lochoshvili hat echt Stärke bewiesen“, attestierte auch Mathias Amon vom Roten Kreuz im „Standard“ dem Ersthelfer. „Gott sei Dank hatte ich schon etwas Erfahrung mit solchen Situationen“, war es dem Georgier beinahe unangenehm, von allen Seiten als „Held des Spieles“ bezeichnet zu werden. Und er machte auch nicht viel Aufhebens, dass sein Finger bei dem Vorgang, die erschlaffte Zunge aus dem Rachen zu holen, eine durch den Beißreflex hervorgerufene Bisswunde davontrug. „Der Finger ist nicht so wichtig, das Wichtigste ist, dass sein Leben gerettet ist und es ihm hoffentlich bald wieder gut geht.“

Dass ein derart beherztes Eingreifen nicht selbstverständlich ist, weiß man von diversen Dramen (nicht nur) auf dem Fußballfeld. Nicht umsonst würdigte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin im Vorjahr Simon Kjær und das dänische Ärzteteam als „die wahren Helden der EURO 2020“, als er ihnen für die Lebensrettung von Christian Eriksen den UEFA President's Award verlieh. Damals war es Kjær, der dafür gesorgt hatte, dass sein nach einem Herzstillstand zusammengesackter Freund nicht an seiner erschlafften Zunge erstickte.

Lukas verpatzter Start

„Es war eine unglaubliche Leistung von Luka“, war deshalb auch Robin Dutt trotz der 0:1-Niederlage in Wien stolz auf seinen Spieler. Dabei ist es kaum ein Jahr her, da wusste man in Wolfsberg gar nicht so recht, was man mit Luka Lochoshvili überhaupt noch anfangen sollte. Dass der Georgier bei seinem Debüt gegen Red Bull Salzburg schon nach 16 Minuten Rot sah, hatte man ihm noch als Premierenfieber durchgehen lassen. Dass er sieben Spiele später schon wieder die Rote Karte präsentiert bekam, machte sie schon stutzig, ob er wirklich die nötige Bundesliga-Reife besitzt.

Als er aber im April 2021 nach einem Kung-Fu-Sprung gegen den Rapidler Ercan Kara als erster Spieler seit dem „schwarzen Gustl“ Starek vor mehr als 40 Jahren (1978/79) zum dritten Mal in einer Saison ausgeschlossen wurde, gab es nicht wenige, die den jungen Georgier besser wieder loswerden wollten. „Wenn man dreimal in 23 Spielen ausgeschlossen wird, sagt das ja alles“, meinte selbst Interimstrainer Roman Stary vielsagend. Erst Robin Dutt brachte den 23-Jährigen wieder in die Spur. Von den bisher 21 Bundesliga-Spielen verpasste der georgische Neo-Nationalspieler nur zwei aufgrund einer Verletzung, in den übrigen 19 kassierte er nur drei Mal Gelb.

Lukas Botschaft

Am Sonntag erwies es sich als großes Glück, dass Luka Lochoshvili, noch da ist. „Fußball hat viel mit Respekt und Fairplay zu tun“, war eine seiner bemerkenswerten Botschaften nach seiner Heldentat. Dabei hatte er an diesem Tag eigentlich nur eine – ganz andere – Botschaft anbringen wollen: „Stand with Ukraine“, hatte er in großen Lettern auf auf sein Unterleibchen geschrieben, das er nach dem Schlusspfiff in die Kamera zeigte. Schließlich hatte er als 19-Jähriger ein Jahr in der Ukraine bei Dynamo Kiew verbracht, wo er allerdings nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam. „Der Krieg in der Ukraine geht ihm deshalb persönlich sehr nahe“, weiß WAC-Pressesprecher Florian Grassler. Erst vor wenigen Tagen hat Luka das Bild gesehen, das Dynamo Kiews Mannschaft im Kampfanzug in der Kabine zeigt. Einige davon erkannte er als seine ehemaligen Mitspieler. Es war der Tag, an dem er den Entschluss für die Botschaft auf seinem Leibchen fasste.

Unglücklicher Debütant

Und Nikolas Veratschnig? Der 19-jährige Unglücksrabe, der erst zum zweiten Mal überhaupt im WAC-Kader dabei war, hatte sich sein Debüt auch anders vorgestellt. Tief geschockt besuchte er Georg Teigl nach dem Schlusspfiff noch in der Kabine, wo er den Austrianer bei Bewusstsein, aber noch schwer benommen vorfand. Mit einer Schädelfraktur, einem Jochbogenbruch und einem Kieferbruch hat es den 31-Jährigen schlimm erwischt. Am Montagabend meldete sich Teigl via Instagram aus dem Wiener AKH, bedankte sich bei Luka Lochoshvili für sein beherztes Eingreifen und beendete sein Posting mit dem Satz „Bald bin ich zurück“. Die ganze Bundesliga wünscht ihm für diesen Weg zurück alles erdenklich Gute!

(c)amaspics.at

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