Didi Kühbauer: „Das Fußballschauen ohne eingreifen zu können, ist mir schon auf die Socken gegangen"

19. June 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Didi Kühbauer ist zurück in der ADMIRAL Bundesliga. Und es wird nur wenige Runden dauern, bis der nunmehrige WAC-Trainer einen ganz besonderen Bundesliga-Rekord bricht – was er davon und von seiner neuen Aufgabe hält, verriet er im Gespräch mit bundesliga.at.

 

Hallo Didi, in ein paar Tagen startest du mit dem WAC in die Vorbereitung. Wie weit steht der Kader schon, wo braucht es noch Verstärkungen?

Wir haben noch viel zu tun, brauchen schon noch überall etwas. Es wird zwar viel angeboten, aber die Qualität ist nicht immer so, wie ich mir das vorstelle. Der Anspruch des WAC ist schon, in die Meistergruppe zu kommen, die war zwar in der vergangenen Saison nicht ganz weit weg, aber gegenüber Hartberg und Klagenfurt hat doch einiges gefehlt. Dabei ist die Mannschaft grundsätzlich nicht schlechter als Hartberg und Klagenfurt, aber die Phasen, in denen es nicht gut gelaufen ist, waren zu lang. 

Du hast immer gerne Spieler verpflichtet, mit denen du schon zusammengearbeitet hast. Ouedraogo zum Beispiel, Drescher, Schick, Fountas. Jetzt gibt es wieder Gerüchte um drei LASK-Spieler. Warum greifst du gerne auf solche Spieler zurück?

Ohne die Gerüchte zu kommentieren, aber es wäre ja schlimm, wenn ich Spielern, mit denen ich schon gute Erfahrungen gemacht habe, nicht wieder vertrauen würde. Auf einem Video kann man mir allerhand zeigen, da kriegt man wahrscheinlich von uns zwei auch noch Szenen zusammen, die uns gut ausschauen lassen. Da nehme ich lieber Spieler, von denen ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann. Damit bin ich sicher nicht alleine. Und das waren ja auch alles Spieler, die immer geholfen haben, für die Mannschaft wichtig waren.

Es fällt auch auf, dass es dir immer sehr rasch gelingt, eine Mannschaft zum Funktionieren zu bringen. Wie stellst du das an?

Natürlich muss ich zuallererst die Mannschaft kennenlernen. Fußballerisch kenne ich die meisten Spieler ja, aber es ist mir wichtig, sie auch als Personen zu erleben. Klar weiß ich, was ich vorhabe, aber es geht auch darum zu erkennen, was die Mannschaft am besten kann, wozu sie fähig ist und wie sie einem Gegner am meisten weh tun kann. Daran arbeiten wir dann. Es gehört auch dazu, die richtigen Positionen für die Spieler zu finden, damit sie im System funktionieren. Aber in diese Systemfrage wird mir schon wieder zu viel hineininterpretiert. Da wird mit so vielen Schlagwörtern herumgeworfen, da ist die Rede vom Hybridspieler, von Pressingsequenzen und was weiß ich, aber Fußball ist noch immer Fußball. Und intensives Spiel war mir immer wichtig, egal, wie man es nennt.

Apropos richtige Positionen. Ist Veratschnig, der zuletzt vier Tore im U21-Team geschossen hat, für dich ein Verteidiger oder ist er offensiv besser aufgehoben?

In der Viererkette sehe ich ihn einmal gar nicht, in einer Fünferkette, in der er auch weiter vorne agieren würde, schon eher, weil er auch eine gute Dynamik hat.

Der WAC hat in der Vorsaison einige spannende Spieler entwickelt. Bamba wurde für eine Rekordsumme verkauft, Ballo und Boakye haben sich wie Veratschnig in den Vordergrund gespielt. Werden sie zu halten sein?

Bamba war wirklich stark, das wäre schon gut, wenn wir so einen wieder finden könnten. Sein Transfer hat aber auch gezeigt, dass man mittlerweile auch von einem kleineren Klub direkt in eine große Liga wechseln kann. Ob das auch bei den angesprochenen Spielern passiert, ist sicher auch eine Preisfrage. Ich würde sie schon gerne behalten. Aber es werden sicher Leute kommen, die viel versprechen. Ich bin kein Freund davon, zu jung zu wechseln. Meine Meinung ist, dass die österreichische Liga sehr gut ist für junge Spieler, um Persönlichkeiten zu werden, weil sie hier, gerade bei den kleineren Klubs, wachsen können. Sie haben hier noch nicht den Stress wie bei Rapid oder gar im Ausland. Denn: Was ist das beste für 20-, 21-jährige Spieler? Dass sie spielen! Nur so werden sie besser. Was hilft es, sagen zu können, ich bin bei diesem und jenem großen Klub, wenn ich dann irgendwo in der zweiten Mannschaft kicke und hin und wieder eine Einsatz-Minute kriege? Okay, für den Geldbeutel ist es vielleicht nicht ganz schlecht.

Ist der angesprochene Reifeprozess genau das, was Thierno Ballo in den Teamkader gebracht hat?

Der WAC war für ihn ohne Zweifel ein guter Schritt. Man darf nicht vergessen, als Thierno zu Rapid gekommen ist, war er noch um einiges jünger und vor allem ist er in eine gestandene Mannschaft gekommen. Deshalb war der Wechsel zum WAC genau richtig, weil er sich hier auch einmal ein schlechteres Spiel leisten konnte. Er ist der beste Beweis dafür, dass ein vermeintlicher Schritt zurück kein Nachteil sein muss.

Für dich ist es nach einem Jahr Pause die Rückkehr in die Bundesliga. Wie sehr ist sie dir abgegangen?

Ehrlich gesagt ist mir das viele Fußballschauen zuletzt schon etwas auf die Socken gegangen, weil du dir als Trainer natürlich ständig überlegst, was du jetzt tun würdest, kannst aber nicht eingreifen. Von daher bin ich froh, dass es wieder los geht.

Als zusätzliche Motivation sei dir verraten, dass du bald „Mister Bundesliga“ sein wirst. Sieben Runden, dann hast du als Spieler und Trainer 738 Bundesliga-Spiele bestritten und stellst damit den Rekord von Heri Weber ein.

Das ist schön, mehr aber auch nicht. Ich war nie einer, der zuhause alles mit seinen Statistiken zugepflastert hat. Es geht nicht um mich, es geht immer um die Mannschaft, genau das will ich ihr auch vermitteln. Die Spieler sind das Wichtigste, wir Trainer sind nur da, um ihnen zu helfen.

 

BL-Spiele als Spieler Trainer Gesamt
1. Heribert Weber 573 165 738
2. Didi Kühbauer 421 310 731
3. Hans Krankl 360 351 711
4. Peter Pacult 396 275 671
5. Michael Baur 566 36 602
6. Peter Stöger 459 133 592
7. Peter Schöttel 436 154 590
8. Walter Kogler 495 83 578
9. Joachim Standfest 508 29 537
10. Roland Kirchler 490 41 531

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch
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