INTER, LIVERPOOL & CO. – DAS WIRD ÖSTERREICHS HEISSER EUROPACUP-HERBST

1. September 2023 in ADMIRAL Bundesliga Champions-League-Finalist Inter Mailand wird mit seinem Weltmeister Lautaro Martinez und „Heimkehrer“ Marko Arnautovic ebenso nach Salzburg kommen, wie Benfica mit Angel di Maria und Nicolas Otamendi. Aber auch in der Europa League sorgen Liverpool und Atalanta Bergamo für allerfeinste Fußballkost in Linz bzw. Graz.

 

DIE CHAMPIONS-LEAGUE-GEGNER VON RB SALZBURG

 

Benfica Lissabon

38 Meistertitel machen „Sport Lisboa e Benfica“ zum portugiesischen Rekordmeister, der mit fast 300.000 „socíos“ knapp hinter Bayern München der an Mitgliedern zweitgrößte Sportklub der Welt ist.

Die bisherigen Duelle: Gegen Salzburg ist Benfica noch nie angetreten, von acht EC-Spielen gegen Rapid, Austria und Innsbruck haben die Portugiesen allerdings fünf gewonnen und drei remisiert. Torverhältnis 20:5! Letzte Duelle: 2006 gegen die Austria, 3:1 und 0:0.

Die Stars: „Gemma Weltmeister schauen“, wird es heißen, wenn Angel di Maria und Nicolas Otamendi nach Salzburg kommen. Di Maria, der im WM-Finale sogar Leo Messi die Show stahl, ist erst vor wenigen Wochen zu jenem Klub zurückgekehrt, bei dem er vor 16 Jahren seine Europa-Karriere gestartet hat.

Der Trainer: Roger Schmidt muss man den Salzburgern nicht vorstellen. Der 56-jährige Deutsche war es, der in der Mozartstadt die Pressing-DNA implementiert hat. 2013/14 sorgte er für den bis heute frühzeitigsten Titelgewinn (23. März) und die meisten erzielten Tore (110).

Die Österreich-Connection: Der gebürtige Ungar und spätere ÖFB-Teamchef Bela Guttmann ist bis heute der berühmteste Trainer in der Geschichte Benficas. Zum einen, weil er mit den Europacupsiegen 1961 und 1962 für die größten internationalen Erfolge sorgte, zum anderen, weil sein „Fluch“ nach Prämienstreitigkeiten bereits acht weitere Europacup-Finalerfolge verhinderte.

 

Inter Mailand

Nach dem Treble 2010 gelang „Grande Inter“ nur noch ein Meistertitel (2021), aber der Einzug ins CL-Finale in der Vorsaison zeigt, dass die „Nerazzurri“ wieder auf einem guten Weg sind.

Die bisherigen Duelle: Die beiden UEFA-Cup-Finalspiele von 1994 zählen zu den Sternstunden der Salzburger Fußball-Geschichte. Inter gewann zweimal mit 1:0. Aber wenn der Doppel-Stangenschuss von Marquinhos drin gewesen wäre…

Die Stars: Mit Kapitän Lautaro Martinez stellt auch Inter einen Weltmeister. Dazu mit Barella und Acerbi zwei Europameister. Aber Marko Arnautovic im Inter-Dress muss man auch einmal gesehen haben.

Der Trainer: Simone Inzaghi hält sich bereits die dritte Saison auf dem Inter-Schleuderstuhl. An Salzburg hat er keine guten Erinnerungen. 2017/18 flog er mit Lazio nach einem 4:2-Heimsieg noch aus dem Europa-League-Viertelfinale.

Die Österreich-Connection: Herbert Prohaska, Valentino Lazaro und jetzt Marko Arnautovic haben den Inter-Dress getragen, den wichtigsten Platz in den Inter-Geschichtsbüchern nimmt aber der Wiener Trainer Tony Cargnelli ein, der 1939/40 Meazza & Co. den fünften Meistertitel.

 

Real Sociedad San Sebastián

Anders als bei Athletic Bilbao dürfen bei den Txuri-Urdinak (Weiß-Blauen) auch Legionäre ran. Der Ire John Aldridge war 1989 der erste. Die zwei Meistertitel von 1981 und 1982 konnten seither dennoch nicht wiederholt werden.

Die bisherigen Duelle: Auf Salzburgs Weg ins Semifinale der Europa League 2017/18 musste in der Zwischenrunde auch Real Sociedad dran glauben – nach einem 2:2 auswärts schossen Dabbur und Berisha die Rose-Elf zu einem 2:1-Heimsieg.

Die Stars: Teamspieler Mikel Oyarzabal ist so etwas wie ein Nationalheiliger im Baskenland, mit dem von Leipzig geholten Portugiesen André Silva hat er jetzt auch einen Knipser an seiner Seite.

Der Trainer: Daran, dass Imanol Alguacil 2018 zum Cheftrainer bestellt wurde, war Salzburg nicht ganz unbeteiligt. Vorgänger Eusebio wurde nämlich das Europa-League-Out gegen die „Bullen“ zum Verhängnis.

Die Österreich-Connection: „Don Didi“ Kühbauer erreichte in seiner ersten Saison (97/98) mit den Basken Platz 3. Nur ein einziges Mal waren sie seither besser platziert – 2002/03 als Zweiter.

 

DIE EUROPA-LEAGUE-GEGNER VON STURM GRAZ

 

Atalanta Bergamo

Der in den letzten Jahren aufstrebende Klub aus der Lombardei wartet zwar noch auf den ersten Scudetto, kann aber dank einer Fan-Freundschaft mit Wacker Innsbruck auch in Österreich auf Unterstützung zählen.

Die bisherigen Duelle: Bisher hat Atalanta noch mit keinem Klub aus Österreich die Klingen gekreuzt.

Die Stars: Defensiv-Spezialist Giorgio Scalvini ist zwar erst 19 Jahre alt, wird im Land des Europameisters aber bereits als neuer Franco Baresi gehandelt. Vom AC Milan wurde für diese Saison Charles De Ketelaere ausgeliehen, der in seiner belgischen Heimat als einer der Superstars der Zukunft gilt.

Der Trainer: Der Aufstieg des Klubs zu einem europäischen Stammgast ist ganz eng mit Trainer-Haudegen Gian Piero Gasperini verbunden. Der 65-Jährige geht heuer in seine bereits achte Saison mit Atalanta und wurde 2019 und 2020 zu Italiens Trainer des Jahres gewählt.

Die Österreich-Connection: Von 2010 bis 2015 kickte Außenverteidiger Gyuri Garics bei Atalanta und absolvierte 65 Serie-A-Spiele für den Klub (ein Tor). Vor einem Jahr wechselte der Däne Rasmus Höjlund von Sturm Graz nach Bergamo, blieb dort aber nur eine Saison und wurde in diesem Sommer für 75 Millionen Euro zu Manchester United transferiert. Als Trainer saß der Wiener Karl Adamek Ende der 50er-Jahre eineinhalb Saisonen auf der Trainerbank der Lombarden.

 

Sporting Lissabon

Nach der Jahrtausendwende gewann der Ausbildungsklub von Cristiano Ronaldo zwar nur noch drei Meisterschaften, gehört hinter Lokalrivale Benfica und dem FC Porto aber immer noch zu den „Großen Drei“ in Portugal.

Die bisherigen Duelle: Mit Sturm duellierte man sich noch nie, gegen Wacker, Rapid, LASK und Salzburg gab es in 13 Spielen sechs Siege, zwei Remis und fünf Niederlagen, das Torverhältnis ist mit 21:21 komplett ausgeglichen. Beim bis dato letzten Kräftemessen gewann der LASK 2019/20 sein Heimspiel mit 3:0, verlor im Estadio Jose Alvalade aber mit 1:2.

Die Stars: Mit Pedro Goncalves und Marcus Edwards haben die Portugiesen eine brandgefährliche Flügelzange zu bieten, die den Verteidigern das Leben schwer macht. Beide kickten schon in England, Edwards ist auch für das Team der „Three Lions“ spielberechtigt.

Der Trainer: Ruben Amorim war gerade einmal zarte 35 Jahre alt, als er den Cheftrainer-Posten bei Sporting übernahm. 2021 gewann er mit dem Klub den ersten Meistertitel seit 19 Jahren und führte die Mannschaft ein Jahr später zur Vize-Meisterschaft. Eine ganz heiße Trainer-Aktie!

Die Österreich-Connection: Bisher stand weder ein Trainer, noch ein Spieler beim 19-fachen portugiesischen Meister unter Vertrag. Seit den bitteren Exits gegen Salzburg (1993/94) und Rapid (1995/96) ist das Verlangen offenbar nicht sehr groß.

 

Rakow Częstochowa

Der polnische Sensations-Durchstarter, der 2017 noch in der 3. Liga kickte, feierte im Sommer seinen ersten Meistertitel und scheiterte in der CL-Quali ganz knapp am FC Kopenhagen.

Die bisherigen Duelle: Im Europacup gab es noch kein Match gegen einen österreichischen Klub, lediglich auf Testspiel-Ebene duellierten sich die Polen im Sommer 2021 mit Red Bull Salzburg und erreichten ein 2:2.

Die Stars: Die ganz großen Namen sucht man beim polnischen Meister vergeblich. Im Sommer wurde Sony Kittel vom Hamburger SV verpflichtet, mit dem Serben Vladan Kovacevic steht eine verlässliche Nummer 1 im Tor. Mit Fran Tudor ist immerhin ein dreifacher kroatischer Teamspieler und der Neffe von Igor Tudor im Kader.

Der Trainer: Es sind riesige Fußstapfen, in die Dawid Szwarga in diesem Sommer getreten ist. Als ehemaliger Co-Trainer löste er seinen Chef Marek Papszun ab, der das Team von der 3. Liga bis zum polnischen Meistertitel führte. In den 13 Spielen dieser Saison holte er – bewerbsübergreifend – sieben Siege, drei Unentschieden und drei Niederlagen.

Die Österreich-Connection: In der Saison 2021/22 stand Ex-Rapidler Dominik Wydra bei Czestochowa unter Vertrag, wurde Vizemeister, kam aber nur dreimal zum Einsatz. Tirol-Legende und Ex-Teamchef Polens Jerzy Brzeczek werkte als Jugendspieler und später als Trainer bei dem schlesischen Klub.

 

DIE EUROPA-LEAGUE-GEGNER DES LASK

 

Liverpool FC

Der Champions-League-Sieger von 2019 und englische Meister von 2020 gehört zu den größten Kultklubs der Welt und zählt zu den großen Favoriten auf den Europa-League-Titel.

Die bisherigen Duelle: Es gehörte wohl zu den größten Überraschungen im österreichischen Klubfußball, als der GAK im August 2004 an der Anfield Road in der CL-Quali mit 1:0 gewann (aufgrund des 0:2 im Hinspiel aber trotzdem ausschied). Auch Tirol und Austria scheiterten schon an den „Reds“, zuletzt lieferte Red Bull Salzburg 2019/20 bei den 0:2- und 3:4-Niederlagen den Engländern einen großen Kampf.

Die Stars: Kürzer wäre es, die Spieler aufzuzählen, die nicht zur Creme de la Creme des Weltfußballs zählen. Ob Ruben Diaz, Mo Salah oder Trent Alexander-Arnold; allesamt Namen, die jedem Fan das Herz höher schlagen lassen.

Der Trainer: In Liverpool treffen Kultklub und Kulttrainer zusammen. Jürgen Klopp stieg mit Mainz in die Bundesliga auf, gewann die bis heute letzten Meisterschaften mit Borussia Dortmund und ist seit Oktober 2015 bei dem Klub, den er nicht nur zum CL-Titel, sondern auch zum ersten Premier-League-Gewinn seit 30 Jahren führte.

Die Österreich-Connection: Noch nie bestritt ein Österreicher ein Pflichtspiel für den FC Liverpool. In der Saison 2016/17 gehörte Keeper Alexander Manninger allerdings zum Kader der „Reds“. In der Jugendabteilung war auch Besian Idrizaj an der Mersey tätig. Der Niederösterreicher erlag 2010 im Alter von nur 22 Jahren einem Herzinfarkt.

 

Union St.-Gilloise

Der elffache belgische Meister war nach seinem letzten Titel 1935 in der Versenkung verschwunden und wurde erst 2018 durch die Übernahme des britischen Pokerspielers Tony Bloom, der auch Eigentümer von Brighton & Hove Albion ist, wieder wachgeküsst.

Die bisherigen Duelle: St. Gilloise hat noch keine Erfahrung mit österreichischen EC-Gegnern. Jene des LASK mit belgischen Klubs beschränkt sich auf die Duelle gegen Club Brügge (0:1 und 1:2) in der Saison 2019/20 und ein Jahr später gegen Royal Antwerpen (1:0-Sieg auswärts, 0:2 daheim).

Die Stars: Der Argentinier Kevin Mac Allister spielte wie sein Bruder Alexis bei den Argentinos Juniors. Letzterer ist jetzt Weltmeister und kommt als Neo-Liverpool-Spieler ebenfalls nach Linz.

Der Trainer: Der aus dem Leipziger Red-Bull-Stall kommende Alexander Blessin ist der Beweis dafür, dass Union SG einen ähnlichen Spielstil pflegt, wie der LASK. Er war auch Vorvorgänger von Ex-LASK-Trainer Dominik Thalhammer bei Oostende.

Die Österreich-Connection: Fehlanzeige. Die meisten Berührungspunkte mit Les Unionistes hat noch Christopher Trimmel, der im Vorjahr mit Union Berlin gleich viermal Gegner in der Europa League war.

 

Toulouse FC

2022 erst aufgestiegen, verblüffte TéFéCé, wie der Klub kurz genannt wird, gleich mit dem Gewinn des Coupe de France, der ersten Trophäe seit dem Cupsieg 1957 durch den Vorgängerklub.

Die bisherigen Duelle: Toulouse hat erstmals ein österreichisches Team zum EC-Gegner. Auch der LASK kann bisher erst auf ein Spiel im UEFA Intertoto Cup 1995 verweisen, das gegen den FC Metz 0:1 verloren ging.

Die Stars: Zakaria Aboukhlal gehörte zu Marokkos Überraschunsteam, das bei der WM in Katar den 4. Platz holte. Beim 2:0 gegen Belgien war er einer der Torschützen. Schlagzeilen schrieb der Angreifer, als er sich weigerte, in der Aktionswoche gegen Homophobie ein Trikot mit den Regenbogen-Farben zu tragen.

Der Trainer: Der Katalane Carles Martinez Novell war Trainer in Barcelonas Talenteschmiede La Masia. Als für Taktik und Methodik zuständiger Co-Trainer hatte er in der Vorsaison großen Anteil am Gewinn des Coupe de France und beerbte danach Cheftrainer Montanier.

Die Österreich-Connection: Toulouse war 1940/41 bereits die dritte Station in Frankreich für den Ex-Wacker-Spieler Tony Marek, der in den 1950er-Jahren u.a. auch den AS Monaco trainierte. Der zweite Österreicher bei TéFéCé war 1948/49 Karl Krebs, der vom Wiener Sportclub kam.

 

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch
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