Ferdinand Feldhofer: „Noch hat Rapid keinen Großen geschlagen…“

19. April 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Ferdinand Feldhofer ist als Spieler sowohl mit Sturm als auch mit Rapid Meister geworden.  Deshalb erwartet er mit Spannung die drei Duelle der beiden Klubs innerhalb von nicht einmal 14 Tagen. Für bundesliga.at hat der Ex-Rapid-Trainer die beiden Teams einem Vergleich unterzogen.

 

Herr Feldhofer, Sie leben ja in Graz, spürt man schon die Vorfreude auf die entscheidende Phase im Titelkampf und das Cupfinale? 

Ja, es ist schon ein gewisses Kribbeln in der Stadt zu spüren. Es hat sich in den letzten 14 Tagen ja auch viel getan. Von „Der Meistertitel ist weg“ nach Sturms Niederlage gegen Salzburg bis zu „Jetzt holen wir das Double" nach den letzten Ergebnissen, war da alles dabei. Es war aber auch stark, wie Sturm in den letzten Spielen aufgetreten ist.

Jetzt kommt es innerhalb von nicht einmal 14 Tagen zu drei Duellen Ihrer zwei Ex-Klubs Sturm und Rapid. Haben Sie das in Ihrer Karriere schon erlebt?

Ich kann mich nicht genau erinnern, aber ich bilde mir ein, dass wir beim WAC einmal eine ähnliche Situation gehabt haben. Drei Spiele in so kurzer Zeit machen die Sache für beide Teams natürlich nicht einfacher und deshalb noch spannender. Das erste Spiel könnte das Schlüsselspiel sein, das auf jeden Fall die nächsten beiden Spiele beeinflusst. Beide werden ihre Schlüsse daraus ziehen. Dann wird es darauf ankommen, wer sein Team besser adaptiert. Das wird interessant zu beobachten sein. Fest steht: Wenn es in dieser Konstellation einer Mannschaft gelingt, dreimal zu gewinnen, wäre das noch höher einzuschätzen als sonst.

Sie sind mit beiden Teams Meister geworden. Würden Sie sich eine salomonische Lösung wünschen, Sturm wird Meister, Rapid Cupsieger?

So weit habe ich noch gar nicht gedacht, ich bin ja in der glücklichen Lage, mich für beide freuen zu können, wenn sie einen Titel gewinnen. Soll der Bessere jeweils das Rennen machen.

Wie sehen Sie Rapids Entwicklung in den letzten Monaten? 

Ich habe Robert Klauß schon einmal bei einem Besuch in Nürnberg kennengelernt, er macht seine Sache sehr gut. Er hat seine ersten elf, zwölf Spieler gefunden, auf die er sich verlassen kann. Wobei da auch Markus Katzer einen sehr guten Job gemacht hat hat. Er hat den Kader analysiert, die richtigen Schlüsse gezogen und gehandelt. Zum einen hat er richtig gute gestandene Spieler wie Cvetkovic und Grgic geholt, die der Mannschaft Rückhalt geben, auf der anderen Seite Projektspieler, die der Mannschaft bei guter Entwicklung helfen können. Aber der ganz große Schritt ist noch nicht gelungen, weil sie noch nicht gezeigt haben, dass sie auch die Großen schlagen können. Deswegen ist Sturm in den drei Duellen auch in der Favoritenrolle. Aber vielleicht zeigt Rapid ja genau jetzt, dass man doch schon soweit ist.

Sie haben mit vielen der Rapid-Spieler gearbeitet, wo stehen sie im Vergleich mit den Sturm-Spielern? Beginnen wir bei Torhüter Niklas Hedl.

Vitezslav Jaros kenne ich natürlich nicht so gut, weil ich nie mit ihm gearbeitet habe, gemeinsam hat er mit Hedl jedenfalls die Jugend. Mit dem Fuß hätte ich bisher eher Vorteile bei Hedl gesehen. Bei Niklas war abzusehen, dass er über kurz oder lang die Nummer eins wird, wobei ich auch von Pauli Gartler eine sehr hohe Meinung habe. Deshalb haben wir uns damals ja auch von Richard Strebinger getrennt. Vielleicht ist es dann bei Hedl schneller gegangen als gedacht.

Wie sehen Sie als ehemaliger Abwehrchef die Innenverteidiger-Paare?

Rapids Einser-Duo wäre wahrscheinlich Querfeld/Cvetkovic, wobei auch Kongolo nach einem schwierigen Start mit einigen Roten Karten zuletzt sehr gut gespielt hat. Bei Sturm ist auf jeden Fall Wüthrich ganz große Klasse. Von dem hatte ich schon eine sehr hohe Meinung, als er noch in Australien gespielt und ich ihn für den WAC beobachtet habe. Wenn er fit ist, ist zählt er in der Bundesliga sicher zu den Top-3-Innenverteidigern. Aber auch Affengruber hat es bisher super gemacht, ist aus dem Liefering-Talent zum Stammspieler geworden und bringt gute Leistungen. Und nicht zu vergessen, gibt es dann auch noch Lavalée, der noch einmal ein anderes Kaliber ist.

Guido Burgstaller oder Mika Biereth?

Burgi ist viel erfahrener und ausgefuchster. Vielleicht hat er nicht immer mehr ganz die Intensität von früher, aber er ist fleißig wie immer und bringt viel Ruhe ins Spiel Rapids. Er ist ein Leuchtturm, an dem sich die anderen anhalten können, als Typ überragend. Bei mir hat er noch ein wenig Anlaufzeit gebraucht, aber dass er immer noch weiß, wo das Tor steht, hat man ja dann gesehen. Er ist nicht umsonst Torschützenkönig geworden.

Ist Marco Grüll mittlerweile noch wichtiger für Rapid als Burgstaller? Und wer ist Sturms Um und Auf?

Ich halte Burgi für noch wichtiger. Grülli hat auch seinen Hänger gehabt, ist jetzt aber wieder sehr gut in Form. Bei Sturm ist Kiteishvili sicher sehr wichtig, noch wichtiger ist aber wahrscheinlich Gorenc Stankovc. Und gemeinsam mit Wüthrich sind die drei das Um und Auf im Spiel von Sturm.

Haben die Trainer Christian Ilzer und Robert Klauß in ihrer Spielidee viel gemeinsam?

Beide sind sicher sehr detailverliebt und der Red-Bull-Fußball verbindet sie wahrscheinlich auch bis zu einem gewissen Grad. Wobei Klauß sicher auch schon einige Abstriche hat machen müssen. Ilzer leistet gemeinsam mit Schicker einfach seit Jahren überragende Arbeit, wobei auch Klauß und Katzer sehr homogen zusammenarbeiten dürften.

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch
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