Die Liga rockt die Königsklasse

27. August 2024 in ADMIRAL Bundesliga Was für ein Ausrufezeichen! Mit Meister Sturm Graz und Vize FC Red Bull Salzburg nehmen in dieser Saison der Champions League zwei österreichische Vertreter am Hauptbewerb teil. Während die „Blackies“ als Meister gesetzt waren, stiegen die „Bullen“ im Play-off gegen Dynamo Kiew (Gesamtscore 3:1) in die neu geschaffene Ligaphase der Königsklasse auf. Wir beantworten alle wichtigen Fragen rund um die Mitte September startende Champions League.

Zwei österreichische Klubs im Hauptbewerb der Champions League – gab’s das schon mal?

Nein! Im Jahr 1992 löste die Champions League den „Europapokal der Landesmeister“ ab, zwei Jahre später durfte erstmals ein rot-weiß-rotes Team in der neu geschaffenen Gruppenphase mitmachen. Austria Salzburg wurde in einer Gruppe mit AC Milan, AEK Athen und Ajax Amsterdam Dritter, was damals noch nicht zum Umstieg in den UEFA Cup (später Europa League) berechtigte. Danach qualifizierten sich folgende Mannschaften für die Königsklasse: Rapid (1996 und 2005), Sturm Graz (3x von 1998 bis 2000; 2024), Austria Wien (2013) sowie 6x nacheinander der FC Red Bull Salzburg von 2019 bis heute.

"Herzlichen Glückwunsch an den FC Red Bull Salzburg und den bereits fix qualifizierten SK Puntigamer Sturm Graz zum Einzug in die Champions League! Dass erstmals zwei heimische Teams in den Hauptbewerb der Königsklasse einziehen, ist eine historische Leistung und ein Freudentag für den österreichischen Fußball", freut sich auch Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer. 

Nun also erstmals zwei Teams in einer Saison – warum ist das so wichtig?

Neben dem großen sportlichen Prestige und der Möglichkeit, viel Geld zu lukrieren, geht es vor allem um Punkte für die 5-Jahres-Wertung der UEFA. Diese entscheidet darüber, wie viele Teams ein Land in die Europacup-Bewerbe entsenden kann. In der abgelaufenen Saison ist Österreich von Rang 10 auf Rang 13 zurückgefallen, was bedeutet: Statt eines Fixplatzes UND eines Qualiplatzes in der Champions League, gibt es in der kommenden Saison nur noch zwei Quali-Plätze – der Meister ist also nicht mehr garantiert in der Ligaphase am Start.

Das kann sich ab der Saison 2026/27 wieder ändern, wenn heuer fleißig Punkte gesammelt werden und mindestens Rang 10 zurückerobert wird. Allein für das Erreichen des Hauptbewerbes der Königsklasse verteilt die UEFA vier Bonuspunkte, kommt ein Team ins Achtelfinale der CL, gibt es sogar fünf Bonuspunkte. Ansonsten wird jeder Sieg in jedem Hauptbewerb mit zwei, jedes Remis mit einem Zähler „entlohnt“, die erspielten Punkte werden durch die Anzahl der am Europacup teilnehmenden Teams dividiert. Im Falle Österreichs in dieser Saison also durch fünf (neben Sturm und Salzburg noch die weiter in einem Bewerb befindlichen Klubs Rapid und der LASK sowie die bereits ausgeschiedene Austria).

Wie geht es in der Königsklasse jetzt weiter?

Die Auslosung der Spiele für die neu geschaffene Liga-Phase erfolgt am kommenden Donnerstag (29. August) in Nyon. Der FC Red Bull Salzburg befindet sich dabei in Topf 3, der SK Sturm Graz in Topf 4. Der erste der nun acht Spieltage findet vom 17. bis 19. September statt, der letzte – auch das ist neu – erst im kommenden Jahr am 29. Jänner.

Könnten Sturm und Salzburg mit etwas Lospech aufeinandertreffen?

Nein, das ist ausgeschlossen. Die Auslosung wird aufgrund der komplexen Anforderungen erstmals nicht per Losverfahren, sondern per Computer vorgenommen. Die Regularien sehen dabei vor, dass Mannschaften einer Nation nicht aufeinandertreffen können. Ebenso kann jedes Team maximal auf zwei Gegner eines Landes treffen. Würde Salzburg also – als fiktives Beispiel – aus Topf 1 Bayern München und aus Topf 2 Bayer Leverkusen zugelost bekommen, wäre der VfB Stuttgart aus Topf 4 als Gegner nicht mehr möglich. Im Gegensatz zu vorigen Auslosungen bekommen die Mannschaften diesmal aus ihrem eigenen Lostopf, in dem sie sich befinden, ebenfalls zwei Gegner zugewiesen.

Was ist sonst noch neu in der Champions League ab dieser Saison?

Statt wie bisher 32, gibt es nun 36 Teilnehmer, statt acht Vierergruppen gibt es jetzt eine Tabelle, in der alle Mannschaften zusammengefasst werden. Hatte jedes Team bis jetzt sechs Spiele gegen drei Gegner, sind es nun acht Matches gegen acht verschiedene Kontrahenten (zwei aus jedem der vier Lostöpfe) – vier daheim und vier auswärts. Es gibt also kein klassisches Hin- und Rückspiel mehr. Am Ende der insgesamt 144 Spiele stehen die Mannschaften auf den Rängen 1 bis 8 fix im Achtelfinale, die Teams auf den Rängen 25 bis 36 scheiden definitiv aus (und dürfen auch nicht mehr in der Europa League weiterspielen). Die Plätze 9 bis 24 spielen in einer Zwischenrunde die 8 verblieben Plätze der ersten K.o.-Runde aus, auch für die Verlierer dieser Partien ist die Europacup-Saison beendet.

Wie schaut es in den anderen europäischen Bewerben mit österreichischen Vertretern aus?

Zum erst vierten Mal in der Geschichte sind vier österreichische Mannschaften für einen europäischen Hauptbewerb qualifiziert. Das gab es sonst noch 2009/10, 2020/21 und 2021/22. Lediglich die Wiener Austria musste in der 2. Runde der Conference-League-Qualifikation gegen Tampere nach Elfmeterschießen die Segel streichen. „Dass heuer zum vierten Mal vier Klubs in einer Gruppenphase vertreten sein werden, kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, um in der 5-Jahreswertung wieder voll angreifen zu können. Jetzt drücken wir fest die Daumen“, sagt Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer. Der LASK (1:1 im Heimspiel gegen Bukarest) und Rapid (1:2 auswärts gegen Braga) kämpfen nach den Hinspielen um die Teilnahme an der Ligaphase in der Europa League, würden bei einem Ausscheiden aber in der Ligaphase der Conference League weitermachen dürfen. Die Rückspiele finden am Donnerstag (LASK um 20.30 Uhr, Rapid um 21 Uhr) statt.

 

Eine ausführliche Geschichte zum neuen Europacup gibt es in der aktuellen Ausgabe des Bundesliga-Journals.

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Markus Geisler
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