Gerald Säumel vor dem Derby: „Das hat sich Graz verdient“

15. October 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Es knistert gewaltig! Am Samstag kommt es in der Merkur Arena (17 Uhr, live auf Sky) zum ersten Grazer Bundesliga-Derby seit 17 Jahren. Gerald Säumel startete seine Karriere bei den „Blackies“ und beendete sie als Kapitän und Aufstiegsheld bei den „Rotjacken“. Im Interview mit bundesliga.at spricht der Teamleiter Human Resources beim Raiffeisenverband Steiermark über die großartige Entwicklung beider Klubs in den letzten Jahren.

 

Am Samstag kommt es nicht nur zum lang ersehnten Grazer Derby in der Bundesliga, es ist auch das Duell zweier Ex-Klubs von Ihnen. Wem drücken Sie die Daumen?

Ich bin ein „Roter“, das muss ich zugeben. Die letzten beiden Derbies im Cup haben gezeigt, dass der GAK nicht so weit weg ist (Anm.: 3:2 und 1:0 für Sturm, jeweils im Achtelfinale). Ein Derby hat ohnehin seine ganz eigenen Gesetze. Und es wird Zeit für den ersten Dreier.

Nach 9 Runden wartet der GAK als Aufsteiger immer noch auf den ersten Sieg.

Das ist jetzt keine bahnbrechende Erkenntnis, aber wenn der erste Sieg gelingt, wird vieles leichter gehen. Weil dann im Hinterkopf drin ist, dass man auch in der Bundesliga gewinnen kann. Und es wäre für den Verein natürlich umso schöner, wenn ausgerechnet in so einem großen und wichtigen Spiel die Überraschung gelingen könnte.

Klingt so, als seien Sie vom Klassenerhalt überzeugt.

Absolut! Ich finde auch, dass die Mannschaft in den ersten 9 Runden nicht so weit weg war. Man hätte die Spiele, die unentschieden ausgingen, durchaus gewinnen können. Dann wäre auch die Situation in der Tabelle etwas rosiger. Und man darf nicht vergessen, dass man sich als Aufsteiger erst an das neue Niveau gewöhnen muss.

Sie sind 2014 zum GAK zurückgekehrt, als der Klub in die Achtklassigkeit abgestürzt war und sind mit ihm bis in die 2. Liga aufgestiegen, ehe Sie als Kapitän 2019 Ihre aktive Karriere dort beendet haben. Klingt wie ein Märchen.

(lacht) Na ja, für ein Märchen steckte ein bisschen zu viel Arbeit dahinter. Die Aufbruchstimmung, die harte Arbeit des gesamten Umfelds, das war schon bemerkenswert. Ohne die Leidenschaft der Fans, der Funktionäre und der vielen Ehrenamtlichen hätte das nicht geklappt. Und es war auch nicht so leicht, im Amateurbereich gibt es ja auch richtig gute Fußballer. Spätestens ab der Oberliga mussten wir jede Saison richtig hart dafür kämpfen, um wieder nach oben zu kommen.

Auch nach der aktiven Karriere blieben Sie dem Klub zunächst verbunden.

Ich habe ein Jahr als Sportkoordinator gearbeitet und war im Vorstand. Doch mit der Geburt meines zweiten Kindes wurde die Zeit zu knapp, das ging sich neben Familie und Beruf nicht mehr aus. Jetzt bin ich nur noch als Fan dabei.

Begonnen haben Sie Ihre Karriere bei Sturm Graz, wo Sie unter Mischa Petrovic und Franco Foda gespielt haben.

Mein Bruder Jürgen und ich kamen als Teenager in die Akademie von Sturm Graz und haben dort die gesamte Ausbildung durchlaufen. Die ersten Trainingseinheiten mit den Profis, mein Debüt in der Bundesliga (Anm.: am 5. Dezember 2004 beim 0:0 gegen den FC Wacker) – das werde ich nie vergessen. Ich habe in der Zeit ja noch die Matura gemacht, damals gab es nur Fußball. Eine großartige Zeit. Auch wenn ich nie den Sprung vom Ergänzungs- zum Stammspieler so ganz geschafft habe.

Wenn Sie sich die Entwicklung des Vereins in den vergangenen 20 Jahren anschauen…

… Da liegen Welten dazwischen. Wir hatten damals ja noch mit den Nachwehen der wirtschaftlichen Turbulenzen zu kämpfen, an denen der Klub fast zerbrochen wäre. Deshalb finde ich es umso bemerkenswerter, dass Sturm heute nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich so fantastisch dasteht. Ein großes Verdienst der dort handelnden Personen. Spannend wird sein, wie man den Abgang von Andi Schicker verdaut, wobei ich schon das Gefühl habe, dass die Entwicklung dort nachhaltig ist.

Sehen Sie Sturm langfristig unter den Top 2 der Liga?

Sagen wir Top 3, Rapid nimmt derzeit ja auch eine sehr starke Entwicklung. Red Bull Salzburg steht natürlich immer noch über den Dingen, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es an der Spitze in den kommenden Jahren etwas enger zugeht.

Wo werden Sie das Derby am Samstag verfolgen?

Gemütlich zu Hause vor dem Fernseher. Ich finde es generell außergewöhnlich, was beide Fanlager Woche für Woche auf die Beine stellen und rechne mit einem sehr stimmungsvollen Spiel. Und hoffe natürlich, dass es friedlich bleibt, damit sich alle an ein tolles Fußballfest erinnern. Dieses traditionelle Derby haben sich die Steiermark und die Stadt Graz verdient.

Sie ein „Roter“, Ihr Bruder Jürgen Trainer bei Sturm II. Ist da bei jedem Familientreffen Fußball das bestimmende Thema?

(schmunzelt) Na ja, wir reden schon viel über Fußball. Ich bin ja mittlerweile vom aktuellen Geschehen weiter weg und informiere mich immer bei Jürgen, welche neuen taktischen Trends es gibt und wie sich die Trainingslehre verändert hat. Der Fußball ist ja wahnsinnig dynamisch und ich bin immer noch sehr neugierig.

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Markus Geisler
Artikel teilen: