Jonas Auer: „Wenn Isak auf Tempo ist, ist es schwer bis unmöglich, ihn zu verteidigen"

3. September 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Jonas Auer gelang bei Rapids 3:2-Sieg über Red Bull Salzburg „ein Tor, wie man es nur einmal in der Karriere erzielt“. Mit bundesliga.at sprach der 24-jährige Außenverteidiger über seine Rolle im Team, Rapids neue Heimstärke und das Leben ohne Marco Grüll.

 

Jonas, Gratulation zu deinem genialen Tor gegen Salzburg. Hast du gleich beim Schuss gewusst, dass der reingeht?

Das ist so schnell gegangen, ich hab’ gar nicht die Zeit gehabt, zu überlegen, ob er reingehen könnte. Ich hab' geschossen und dann war er schon drin. Ich hab’s schon nach dem Spiel gesagt, ich glaube, so ein Tor schießt man nur einmal in der Karriere. Dass es mir gegen Salzburg gelungen ist, freut mich natürlich besonders.

Als Jungpapa wirst du keine Zeit gehabt haben, Tor und Sieg lange zu feiern?

Genau. Wir haben uns nach dem Spiel noch mit meinem Bruder und meinen Eltern, die auch im Stadion waren, unterhalten. Dann sind wir mit der Kleinen nach Hause gefahren und ich hab’ es mir auf der Couch gemütlich gemacht.

Nicht nur du hast ein tolles Tor geschossen, auch die Tore von Isak Jansson konnten sich sehen lassen. Wie tust du dir im Training gegen ihn?

Bei Isaks Toren hat man wieder gesehen, wie flink und schnell er ist. Die Entwicklung, die er in den letzten Wochen und Monaten genommen hat, ist extrem gut. Wenn er auf Tempo ist, ist es schwer bis unmöglich, ihn zu verteidigen. Aber so oft habe ich ihn gar nicht als Gegenspieler, weil wir bei den vielen Spielen, die wir jetzt gehabt haben, gar nicht viel zum Trainieren gekommen sind.

Du hast jahrelang mit Marco Grüll ein Tandem gebildet. War es eine große Umstellung ihn nicht mehr vor dir zu haben?

Es war schon eine Umstellung. Grülli geht uns allen ab, weil er nicht nur ein super Spieler ist, sondern auch neben dem Platz immer nett und lustig war. Aber wenn man einen Jansson vor sich hat, muss man sich nicht groß beschweren.

Du bist jetzt in deiner vierten Rapid-Saison, hat sich deine Rolle mit den Jahren geändert?

Es hat sich schon einiges verändert. Als ich gekommen bin, war ich einer der Jüngsten. Auf meiner Position war Maxi Ullmann gesetzt und ich hab’ nicht so viel gespielt, bin meistens nur eingewechselt worden. Ende letzter Saison hat es dann ein Spiel gegeben, da war ich plötzlich der Zweitälteste. Ich zähle mittlerweile zu den arrivierteren Spielern. Vom Spiel her heißt es als Außenverteidiger immer Vollgas geben, obwohl natürlich auch jeder Trainer ein bissl was anderes verlangt.

Du bist ein Außenverteidiger mit Vorwärtsdrang, ist es die Offensive, die dir an deiner Position am besten gefällt?

Ich war ja Offensivspieler und musste defensiv noch viel dazulernen. Aber mittlerweile macht es mir schon auch Spaß, gemeinsam mit den Innenverteidigern und dem Tormann die Bälle wegzuverteidigen.

Was ist der Grund, dass es bei Rapid heuer bisher viel besser läuft als in den vergangenen Jahren?

Wir haben eine gute Mannschaft, aber es hängt sicher auch mit dem Trainer zusammen. Wir haben Vertrauen in ihn, er in uns. Er gibt Gas im Training, er ist sehr korrekt und versteht sich auch abseits des Platzes mit jedem von uns gut. Das macht sich dann auch auf dem Platz bemerkbar. Die Fans sehen auch, dass wir richtig gut sind und geben uns zusätzliche Energie, die jeder von uns richtig aufsaugt. Es gibt nix Schöneres, als in diesem Stadion seine Heimstärke zeigen zu können. Das war in den letzten Jahren nicht immer so, aber in dieser Saison haben wir daheim noch nichts verloren und nur einmal remisiert. Wir müssen schauen, dass wir das beibehalten.

Wie zufrieden bist du mit euren Gegnern in der Conference League?

Gegen Kopenhagen haben wir vor einigen Jahren schon einmal gespielt. Es war eines unserer internationalen Testspiele vor Saisonbeginn und wir haben 1:0 gewonnen. Sonst sagen mir unsere Gegner ehrlich gesagt noch wenig. Es hätte mich gefreut, wenn wir in der Europa League vielleicht attraktivere Gegner bekommen hätten, aber so sind unseren Chancen auf Siege und ein Weiterkommen größer. Da rechnen wir uns schon Chancen aus.

Ralf Rangnick hat dich im Vorjahr einmal ins ÖFB-Team berufen, seither aber nicht mehr. Gibt es noch Kontakt?

Es gab immer wieder schöne Nachrichten von ihm, zum Beispiel zu Weihnachten. Auch per WhatsApp bekomme ich immer wieder nette Nachrichten, dass ich, auch wenn ich die letzten Male nicht dabei war, trotzdem laufend beobachtet werde. Ich hoffe, ich kann ihn wieder einmal überzeugen.

Und Lust auf’s Ausland bekommst du nicht, wenn du siehst, wie es Nicolas Kühn in Glasgow, Leo Querfeld in Berlin oder Marco Grüll in Bremen geht?

Ich habe erst vergangene Saison bis 2027 unterschrieben, es gefällt mir in Wien, mit unserer kleinen Tochter ist es gerade perfekt hier. Aber natürlich kriegt man Gusto, wenn man sieht, wie gut es die Ex-Kollegen machen. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, werde ich mir das sicher anhören, aber es ist jetzt kein Muss.

Ein paar Auslands-Jahre in Tschechien hast du ja schon hinter dir. Waren die hilfreich für die Karriere?

Ich habe viel gelernt, war schon sehr jung drei Jahre lang auf mich allein gestellt. Ich habe in der Zeit kochen gelernt, musste meine Wäsche selber waschen, alles, was mir daheim abgenommen worden ist. Dazu war die tschechische Liga sehr körperbetont und sehr laufintensiv, da habe ich schon einiges mitgenommen.

Apropos Körper und Laufen. Es gibt von dir dieses berühmte Foto mit den muskulösen Oberschenkeln. Trainierst du sie immer noch so fleißig?

Ehrlich gesagt habe ich nie gezielt die Oberschenkel trainiert, aber ich habe immer viel Sport gemacht, auch Tennis. Und auf dem Foto kommen sie wahrscheinlich noch besser zur Geltung als sie wirklich sind.


Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch
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