23. Okt. 2024
11 Fragen an Jörg Siebenhandl: „Spielen, abliefern, fertig!“
Seit der Verletzung von Tobias Lawal ist Jörg Siebenhandl der große Rückhalt des LASK, der mit seinen Paraden einen großen Anteil an dem Aufschwung unter Neo-Trainer Markus Schopp hat. Vor dem Conference-League-Spiel in Ljubljana und dem brisanten Liga-Duell gegen Ex-Klub Sturm Graz luden wir den 34-Jährigen zu unserer Rubrik „11 Fragen an…“ ein.1.) Du hast beim 2:1-Sieg in Tirol erst ein Tor von der Mittellinie kassiert und musstest dann auch noch zur Halbzeit mit einer Kopfverletzung ausgewechselt werden. Eines der kuriosesten Spiele deiner Karriere?
Ja, kann man schon sagen. Es war das erste Mal, dass ich wegen einer Verletzung raus musste. Ich hab gemerkt, dass ich von der Wahrnehmung her nicht mehr bei 100 Prozent war. Dann musste ich selbst entscheiden, ob es noch Sinn macht oder nicht. Und weil wir mit Lukas (Anm.: Jungwirth) noch einen richtig guten jungen Goalie draußen sitzen hatten, dachte ich mir: Der macht das schon! Alles in allem hatte ich Glück, die Sache hätte schlimmer ausgehen können.
2.) Beim Gegentor gab es Experten, die meinten, du stündest zu weit vor dem Tor. Wie hoch taxierst du selbst deinen Anteil?
Also zu weit vor dem Tor stand ich in dem Fall nicht. Wir waren in der gegnerischen Hälfte im Ballbesitz, da ist es unrealistisch, dass du am Elfmeterpunkt stehst. Er (Anm.: Üstündag) hat den Ball super getroffen, so dass er knapp über meine Fingerspitzen flog, das muss man auch mal anerkennen.
3.) Hast du kurz danach mal kurz an deinen Treffer gedacht, als du 2011 als Keeper mit einem Ausschuss das 1:0 für Wr. Neustadt gegen Mattersburg erzielt hast?
Nein, überhaupt nicht, es war ja eine ganz andere Szene. Aber klar, es war richtig kurios damals. Es war erst mein zweites Bundesliga-Spiel, ich hab in dem Moment gar nicht realisiert, dass das jetzt was Großes war. So ein Tor hat es in der Form ja noch nicht gegeben. Mein einziger Gedanke jetzt beim Spiel in Tirol war: Weiterspielen und schauen, dass wir die Partie noch drehen.
4.) Wir sind mal optimistisch und gehen davon aus, dass du am Donnerstag bei Olimpija Ljubljana wieder dabei bist. Euer erstes Spiel in der Conference League endete 2:2 gegen Djurgarden. Mit welchen Erwartungen geht es nach Slowenien?
Mit denen, dort bestenfalls einen Sieg zu holen. Wir wollen im Europacup überwintern, und weil es ja keine Rückspiele mehr gibt, kommt es auf jedes Match an. Du kannst also nicht sagen: Holen wir auswärts mal einen Punkt und schauen dann, zu Hause zu gewinnen. Deshalb sind drei Punkte unser Ziel.
5.) Du stehst vor deinem 33. Spiel auf internationaler Bühne. Kribbelt es da immer noch mehr als bei einem „normalen“ Spiel in der Liga?
Ja, es ist schon eine andere Art von Spiel. Vor allem, weil du den Gegner nicht kennst, in Österreich weiß man ja schon meistens, was auf einen zukommt. Du musst während des Spiels öfter adaptieren. Auch das Drumherum mit der Anreise usw. ist anders. Aber wenn das Spiel beginnt, ist es auch nur ein Match, das du unbedingt gewinnen willst.
6.) Am Sonntag darauf geht es gegen deinen Ex-Klub Sturm Graz. Dort hattest du sechs erfolgreiche Jahre, wobei der Abschied nicht ganz friktionsfrei verlief. Mit welchen Emotionen gehst du in dieses Match?
Kann ich jetzt noch gar nicht sagen. Jetzt muss ich erstmal ganz fit werden, außerdem ist das Europacup-Spiel dazwischen. Aber klar, es wird ein besonderes Spiel. Ich war lange und gerne bei Sturm, treffe jetzt erstmals als aktiver Spieler auf den Klub. Man muss es jetzt aber auch nicht hochstilisieren. Ich bin aktuell gut drauf und freue mich auf die Partie.
7.) Du bist im Sommer 2023 als Backup von Tobias Lawal zum LASK gegangen. Wie sehr genießt du die aktuelle Phase, in der es Schlag auf Schlag geht und du als Einser-Tormann mittendrin bist?
Genießen ist immer relativ. Schön, dass ich spielen darf, aber es ist mit einem Spiel jeden dritten Tag auch sehr herausfordernd. Wenn das Ganze durch ist und wir Weihnachten haben, dann kann man zurückblicken und auch etwas genießen. Jetzt geht es darum: Spiele spielen, einfach abliefern, fertig!
8.) Wenn Lawal wieder fit ist – ist für dich klar, dass du wieder ins zweite Glied rückst? Oder gibst du den Platz im Tor nicht einfach kampflos her?
Für mich war immer klar, dass ich als Zweier zum LASK gekommen bin. Wenn Tobi wieder voll fit ist und der Verein ihn wieder einsetzt, werde ich sicher nichts dagegen haben. So war es ja von Beginn an ausgemacht. Ich bin jemand, der sich an Abmachungen hält. Der Verein hat viele gute Keeper, die ausgebildet werden sollen. Das ist der Plan, und das passt für mich!
9.) Wie beurteilst du als „alter Hase“ die Performance des jungen Kollegen, der ja auch schon für die österreichische Nationalmannschaft einberufen wurde?
Tobi hat es vergangene Saison überragend gemacht, wirklich stark. Jetzt hat er mit einer Verletzung zu kämpfen, das gehört auch zum Entwicklungsprozess. Er hat im Derby ja schon bewiesen, dass er nach einer Auszeit gleich wieder voll da ist. Ich bin mir sicher, dass er auch jetzt wieder gut umschalten kann, wenn es so weit ist.
10.) Ihr hattet einen brutalen Saisonstart, habt unter Markus Schopp aber aus den letzten vier Spielen zehn Punkte geholt. Was hat er fabriziert, um das Team wieder in die Balance zu bekommen?
Wir sind einfach stabiler und achten darauf, in der eigenen Hälfte weniger Fehler zu machen. Das hat uns Stabilität gebracht. Wir bekommen jetzt weniger Gegentore, spielen kontrollierter nach vorne, kommen zu mehr Chancen, weil wir mehr Bälle in den Sechzehner bekommen. So stellen wir unsere Gegner vor mehr Probleme. Schopp hat eine klare Ansprache, die es einfach braucht. Er hat ja schon vorher bewiesen, dass er weiß, wie man eine Mannschaft nach oben bringt.
11.) Mit dem Match gegen Sturm ist die erste Hälfte des Grunddurchgangs absolviert. Ihr steht aktuell auf Rang sieben. Geht es nur darum, in die Meistergruppe zu kommen oder denkt ihr auch schon darüber hinaus?
Das erste Ziel ist das Erreichen der Meistergruppe. Wenn du dort dabei bist und die Punkteteilung kommt, kann es ganz schnell gehen – in beide Richtungen. Dann spielt es auch keine Rolle mehr, dass wir relativ schlecht gestartet sind. Und dann kommt es ja nicht nur auf uns an, sondern auch auf die Performance der anderen. Am Ende will schließlich jeder so weit wie möglich vorne landen.
Fotos: GEPA pictures
Redakteur: Markus Geisler