19. März 2025
Fitz: Stark wie Wirtz und De Bruyne
Dominik Fitz Superstar? Wenn man sich so manche Zahlen anschaut, auf alle Fälle. Der Einfädler der Austria, der am vergangenen Wochenende per Elfmeter seinen 19. Scorerpunkt (9 Tore, 10 Assists) in dieser Saison geholt hat, gehört zu den besten Vorlagengebern Europas. Und schlägt in einzelnen Kategorien sogar Weltklasse-Spieler wie Leverkusens Florian Wirtz oder Kevin De Bruyne von Manchester City.
„Was Dominik Fitz als Vorbereiter zeigt, ist absolut überragend“, sagt Michael Liendl. Der Edel-Techniker (u.a. WAC, Austria, Düsseldorf, Twente Enschede) muss es wissen, galt er in seiner aktiven Zeit doch selbst als Vorlagen-König. 202 Assists in 664 Profi-Spielen stehen bei ihm zu Buche, ein absoluter Top-Wert. „Über manchen gelungenen Pass habe ich mich mehr gefreut als über ein Tor“, sagt er. Und erklärt, was das große Um und Auf in Sachen Torvorlage ist: „Der Schlüssel ist: Spielverständnis! Du musst dem Ball eine Botschaft mitgeben, brauchst ein überragendes Gefühl für den Raum und deine Positionierung. Dann kann die perfekte Vorlage gelingen.“

Eigenschaften, die Dominik Fitz mitbringt. Die zehn Assists in dieser Saison sind das eine, wobei er alleine schon damit auf Platz fünf aller Spieler der europäischen Top-15-Ligen kommt (siehe Opta-Statistik unten). Und damit sogar besser aussteigt als Leverkusens Top-Star Florian Wirtz. Der steht zwar bei der gleichen Anzahl an Assists, brauchte dafür aber 25 Spiele und somit um vier mehr als Fitz. Noch beeindruckender wird es allerdings, wenn man sich anschaut, wie viele Vorlagen er zu Torschüssen insgesamt gab (also nicht nur zu denen, die ins Tor gingen). In Summe sind es 79, das bedeutet 3,9 pro Spiel. Das ist absolute europäische Spitze! Auf den ersten Verfolgerplätzen rangieren ebenfalls zwei Bekannte, Tomi Horvat von Sturm Graz (3,64) und Kevin Stöger vom deutschen Bundesligisten Borussia Mönchengladbach (3,57). Mit Respektabstand dahinter: Welt-Fußballer wie Kevin De Bruyne (3,35) oder Reals Luka Modric (3,3).

Für Liendl ist die Liaison Dominik Fitz / Austria Wien eine nahezu perfekte. Klar, die Veilchen legten immer schon großen Wert auf technisch anspruchsvollen Fußball. Aber auch die Tatsache, dass Trainer Stephan Helm seinen Ausnahmekönner genau richtig zu nehmen weiß, ist ein Glücksfall. „Mir fällt auf, dass er ihm genau die Freiheiten gibt, die er für seine Art des Spiels braucht. Mal holt sich Fitzi die Bälle links hinten, dann taucht er rechts vorne auf, immer wieder auch zentral. Es wäre ja fatal, einen Spieler wie ihn einzuschränken.“ Denn Dominik Fitz weiß ganz genau, wo er sich positionieren muss, um im richtigen Moment den entscheidenden Pass zu spielen und das möglichst ohne zu viel Druck des Gegners.

Dazu kommt, dass auch die Mitspieler ganz genau wissen, wie schnell und wohin sie sich zu begeben haben, wenn Fitz den Ball am Fuß hat. „Bei Maurice Malone und Nik Prelec fällt auf, dass sie sofort die Räume belaufen, die für sie interessant sind. Weil sie einfach wissen, dass jederzeit der auch für die Gegner überraschende Pass kommen kann.“ Denn eins ist klar: Ohne erfolgreiche Abnehmer ist auch für den besten Assistgeber das Leben ein schwieriges.

Was aber meint Liendl, wenn er von einer „Botschaft“ spricht, die Könner wie Dominik Fitz dem Ball mitgeben? Hier kommt die ganz große Fußballschule ins Spiel. „Wenn ich dem Angreifer den Ball in den Vorderfuß spiele, so dass er ihn Richtung Tor mitnehmen kann, ist das ein anderes Signal, als wenn ich ihm den Ball auf den ‚falschen‘ Fuß spiele, damit er ihn hält, um Zeit zu gewinnen. Dieses Spiel beherrscht Fitz mit seinem starken rechten Fuß sehr gut.“

Genau diese Harmonie ist für Liendl einer der Hauptgründe, warum die Violetten punktegleich mit Sturm Graz derzeit an der Tabellenspitze stehen. Und zwar völlig verdient. „Dieses Verständnis macht starke Mannschaften aus“, sagt er. Und glaubt trotz der bisherigen Nicht-Berücksichtigung durch Teamchef Ralf Rangnick, dass der Nationalmannschafts-Zug für Dominik Fitz noch nicht abgefahren ist. „Trotz der riesigen Konkurrenz denke ich schon, dass der Teamchef Fitz auf dem Schirm hat“, meint Liendl. „Bis zur WM dauert es noch ein Stück, und warum sollte er nicht die Chance bekommen, wenn er seine starke Form in dieser Konstanz auf den Platz bekommt?“
Anzeichen, dass das nicht der Fall sein könnte, liefert diese starke Saison jedenfalls nicht. Erst recht nicht mit Blick auf die beeindruckenden Zahlen.
UEFA Top 15 Ligen-Saison 2024/25 | |||||
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Rang | Spieler | Team | Wettbewerb | Spiele | Assists |
1 | Mohamed Salah | Liverpool | English Premier League | 29 | 17 |
2 | Oliver Antman | Go Ahead Eagles | Dutch Eredivise | 25 | 13 |
3 | Lamine Yamal | Barcelona | Spanish La Liga | 25 | 11 |
Trincao | Sporting CP | Portuguese Primeira Liga | 26 | 11 | |
5 | Dominik Fitz | FK Austria Wien | Austrian Bundesliga | 21 | 10 |
Florian Wirtz | Bayer 04 Leverkusen | German Bundesliga | 25 | 10 | |
Bukayo Saka | Arsenal | English Premier League | 16 | 10 | |
Dusan Tadic | Fenerbahce | Turkish Super Lig | 26 | 10 | |
Mikkel Damsgaard | Brentford | English Premier League | 29 | 10 | |
Antonee Robinson | Fulham | English Premier League | 29 | 10 | |
Hans Vanaken | Club Brugge | Belgian Jupiler Pro League | 29 | 10 | |
Serginho | Viborg FF | Danish Superligaen | 16 | 10 |
*norwegische Liga ausgenommen, weil bereits beendet
Redakteur: Markus Geisler
Fotos: GEPA pictures