12. Nov. 2024

GAK-Erlöser Daniel Maderner: „Der nächste Dreier kommt schneller!“

Daniel Maderner war noch ein 12-jähriger Teenie in der Sporthauptschule Wiener Neustadt als der GAK seinen letzten Sieg in der Bundesliga gefeiert hat. Unglaubliche 6.416 Tage liegen zwischen dem 2:1 Heimsieg gegen die Austria am 18. April 2007 und dem 2:1 am vergangenen Samstag gegen die WSG – und der inzwischen 29-jährige Maderner hatte mit seinem herrlichen Kopfballtor zum 1:0 entscheidenden Anteil am historischen Erfolg.

Wie groß war der Felsen, der dir nach dem ersten Sieg vom Herzen gefallen ist?

Brutal groß. Jeder, der einmal Fußball gespielt hat weiß, wie erlösend es sein kann, wenn es so lange dauert bis der Knoten platzt. 13 Runden waren schon eine sehr sehr lange Zeit. Wir haben die letzten Wochen bewiesen, dass wir uns die drei Punkte verdient haben.

Wie habt ihr den ersten Dreier gefeiert?

In der Kabine war Partystimmung. Wir haben das eine oder andere Bier trinken können, weil ja Länderspielpause ist. Es war sehr wichtig, dass wir den Sieg vor den 2 Wochen Pause geschafft haben. Da kannst als Trainer wieder ganz anders arbeiten mit der Truppe, weil man sieht, dass wieder ein Selbstvertrauen da ist. Es gibt extreme Kraft. Wir wissen, dass wir schwer zu schlagen sind, in dieser Liga jedes Spiel auf Messers Schneide ist und dass wir sehr viel Pech gehabt haben. Wir haben uns das Glück hart erarbeitet.

Ihr habt nach dem Sieg 3 Tage frei bekommen, wie hast du sie genossen?

Ich bin nach Niederösterreich zur Familie heim gefahren, wir haben die Großeltern besucht, einfach mal genossen und abgeschaltet. Da ist schon ein Druck abgefallen. Natürlich zweifelt man schon und denkt sich: Sind wir wirklich so schlecht? Wir waren aber oft so nah dran. Bei den Unentschieden gegen Rapid und Salzburg haben wir uns eigentlich nur zu blöd angestellt, dass wir nicht sogar gewonnen haben. 

Was ist anders unter eurem neuen Trainer Rene Poms?

Er hat eine intakte Mannschaft übernommen, die hungrig ist. Daran ist es nicht gescheitert. Dass wir genug Qualität haben, davon war ich auch felsenfest überzeugt. Der neue Trainer hat aber vielleicht noch ein paar Prozente bei der mentalen Komponente mehr rausgekitzelt. Wenn wir genauso 100 Prozent weiterhackeln, so wie der Trainer es von uns verlangt, dass wir auch im Training immer 100 Prozent da sind, dann wird es schwer, uns in der weiteren Saison zu schlagen. Er hat auch einen genauen Plan, dass wir kompakt spielen – wenn du siehst, es funktioniert, geht dann auch einiges leichter von der Hand.

Mehr Kompaktheit war sicher nötig. Ihr habt bisher mit 25 Gegentoren die meisten in der Liga kassiert.

Da geht es gar nicht um hinten reinstellen, das tun wir nicht, aber darum, dass der Abstand zwischen Sturm und der Verteidigung kleiner ist. Das war in den Runden davor unter Gernot Messner unser großes Problem. Wir haben da gut Fußball gespielt, aber leichte Tore bekommen. Wenn du zu viele Räume hergibst, wird es schwierig. Wir haben Tore bekommen, wo du als Spieler sagst, das ist dir deine ganze Karriere nicht passiert. Im Derby gegen Sturm schießt du dir quasi drei Eigentore, so kannst du kein Spiel gewinnen. Der neue Impuls mit Rene Poms war wichtig, um neues Feuer in die Mannschaft zu bringen, obwohl Gernot so gut mit uns gearbeitet hat und jeder weiß, dass er uns zurück in die Bundesliga gebracht hat.

6416 Tage ist der letzte Sieg her – war im April 2007. Da warst du 12.

Der nächste Dreier kommt schneller. Da bin ich mir sicher (lacht).

Das muss er auch, ihr seid immer noch Letzter. Du bist den Abstiegskampf ja schon von Altach und Wiener Neustadt gewohnt, was wird da wichtig sein.

Man darf nicht verkrampfen, muss den Fokus und die Ruhe bewahren. Ich hab ehrlich gesagt bis jetzt noch nicht auf die Tabelle geschaut. Wenn du bis zur 13. Runde keinen Sieg hattest, weißt du eh so ziemlich, wo du bist. Im Prinzip geht es aber erst ums Große, wenn der Grunddurchgang vorbei ist.

Du bist seit Jänner 2023 Papa einer kleinen Tochter, was ist anders?

Das Leben ist nicht mehr zu 100 Prozent nur Fußball. Natürlich ist es privat etwas mehr Aufwand. Man spielt ab jetzt nicht mehr nur für sich selber und die Mannschaft. Vater sein ist was ganz Schönes, die Rolle taugt mir.

Sie heißt Frida, wer hat euch zu dem Namen inspiriert?

Frida Kahlo – aber auch, weil er skandinavisch ist, wie Frida Hansdotter.

Du hast in eurer Aufstiegssaison 15 Tore geschossen, jetzt stehst du erst bei 2. Noch zu wenig für deinen Anspruch, oder?

Die ersten zwei Runden war ich noch verletzt. Natürlich ist es nicht leicht, wenn du den Toren hinterher rennst. Ich hab trotzdem versucht, mit Ruhe an die Sache ranzugehen. Wie ich es immer gemacht hab. Ich bin ja doch schon etwas länger im Geschäft. Man weiß, auf Dauer kommen die Tore, wenn du hart arbeitest. Jetzt fühle ich mich topfit, es kann so weitergehen.

Die Maßflanke bei deinem Tor gegen die WSG, die du mit deinem wuchtigen Kopfball abgeschlossen hast, das sind wahrscheinlich genau die Bälle, die du brauchst?

Jeder weiß, wie gut der Benji Rosenberger flanken kann. Wenn das Selbstvertrauen da ist, gelingen die auch – ich weiß, wo ich stehen muss und so was nehme ich dann auch dankend an. 

Wie ist deine Bilanz von deiner Auslandszeit in der belgischen 2. Liga bei Beveren?

Sehr positiv. In der ersten Saison bin ich mit 13 Toren Torschützenkönig geworden. Nach einem guten Start in die zweite Saison kam leider der Kreuzbandriss. Aber die Zeit hat mir sehr viel gebracht. Da konnte ich für den GAK viel mitnehmen. Vom Niveau denke ich, dass Beveren schon bei uns in den Top-6 mitspielen könnte. Es geht dort noch weit physischer zur Sache, genau, was mir zu Gute kommt. Spielerisch haben sie in Belgien viele gut ausgebildete Spieler und Legionäre mit Qualität.

Was war ausschlaggebend, dass du dann doch zurück nach Österreich gegangen bist?

Die Verletzung, aber auch, dass wir mit meiner kleinen Tochter nur zu dritt in Belgien waren, ohne Großeltern usw. Dann kam der GAK und die Chance, ihn in die Bundesliga zu schießen. So einen Traditionsverein wieder ganz nach oben zu bringen, wo er hin gehört, war dann doch eine Herzensangelegenheit auch.

 

Redakteur: Christoph König

Fotos: GEPA pictures