22. Nov. 2024
Hartberg-Boss Korherr: „Zum Glück den Richtigen gefunden“
Umbruch, Trainerwechsel, Aufholjagd – der TSV Egger Glas Hartberg blickt auf einen turbulenten Saisonstart zurück. Geschäftsführer Erich Korherr erklärt, warum Manfred Schmid der ideale Schopp-Nachfolger ist, wie man Platz 6 angreifen will und warum Patrik Mijic ein Role Model für typische Hartberg-Transfers sein kann.Erst der große Umbruch im Sommer, dann kam Ihnen nach fünf Runden mit Markus Schupp der erfolgreiche Trainer und Sportdirektor abhanden. War der Herbst die größte Challenge für Sie, seit Hartberg in der Bundesliga spielt?
Nein! Das hatten wir ja schon öfter, dass wir einen neuen Trainer suchen mussten. Und Angebote gab es ja genug, wir hatten eine stolze Liste von 60 bis 70 Bewerbern für den Job. Wir mussten nur schauen, daraus den Richtigen zu finden. Das ist zum Glück gelungen.
Sie mussten im Sommer 2021 schon einmal einen Nachfolger für Markus Schopp suchen. Konnte man daraus Lehren ziehen, welchen Trainertyp es braucht, damit es passt?
Damals war es leichter, weil wir mit Kurt Russ gleich einen Nachfolger im Trainerteam hatten. Ihm haben wir die Zusage gegeben, dass er Trainer wird, wenn Schopp geht, das haben wir eingehalten.
Die Saison nach Schopp endete damals im heftigen Abstiegskampf, wenn auch am Ende erfolgreich.
Auch Abstiegskampf hatten wir ja schon des Öfteren. Wir mussten in der Spielzeit nochmal wechseln, von Russ auf Klaus Schmidt. Wir brauchten einen Feuerwehrmann, dafür war Schmidt bekannt. Der hat uns dann auch in der Bundesliga gehalten, danach aber den Draht zur Mannschaft verloren, weswegen wir wieder handeln mussten. Und dann kam Markus Schopp retour.
Bis zu dem Tag, als der LASK zuschlug.
Die Situation war so, dass wir jetzt kurzfristig handeln mussten, weil Schopp aufgrund seiner Ausstiegsklausel innerhalb von 24 Stunden weg war. So wie jetzt Ilzer bei Sturm Graz. Umso froher bin ich, dass wir mit Markus Karner, unserem Trainer des Zweier-Teams, jemanden hatten, der das 1:1 übernehmen konnte. Der hat das interimistisch sehr gut gemacht, so dass wir etwas Ruhe hatten, den richtigen Trainer zu suchen.
Die 60 bis 70 Namen, von denen Sie sprachen: Standen die von Vornherein auf Ihrer Liste oder waren das Bewerbungen, die am Tag des Schopp-Abschieds hineinflatterten?
Auf meiner Liste standen vier oder fünf Namen, Manfred Schmid war einer davon. Der Rest kam von extern, das ging wie am laufenden Band. Wir haben natürlich mitbekommen, dass Markus immer wieder bei anderen Vereinen im Gespräch war, da mussten wir vorbereitet sein. Mit Schmid hatten wir uns schon mal unterhalten, bevor Schopp im Winter 2021 zurückgekommen war. Er hat ja einen ganz ähnlichen Spielstil wie Markus. Deswegen war es jetzt auch leichter, mit ihm zu verhandeln, wir kannten uns ja schon.
Sie wussten also genau, welchen Trainertyp Sie suchen und dass es mit Schmid matchen könnte. Ob es tatsächlich funktioniert, weiß man aber erst, wenn der Trainer da ist und mit der Mannschaft arbeitet. Nun hat Schmid fünf seiner ersten acht Spiele gewonnen. Warum passt es wirklich mit ihm?
Manfred Schmid hat selbst gesagt, dass die Vorarbeit sehr gut war, er eine intakte und gut zusammengestellte Mannschaft vorgefunden hat. Deswegen musste er gar nicht viel verändern, sondern nur an gewissen Stellschrauben drehen. Das war der Schlüssel dazu, dass es zuletzt bei uns gut lief.
Schopp war Trainer und Sportdirektor in Personalunion. Wie hat sich Ihre Rolle seit seinem Abgang verändert?
Meine Rolle ist nach wie vor die gleiche. Als Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH bin ich Letztverantwortlich, alles geht über meinen Schreibtisch. Bei uns in Hartberg ist es so, dass Christian Gratzei, ich und der jeweilige Trainer bei Transfers alles untereinander besprechen und ausmachen. Auf einer Ebene und auf Augenhöhe. Uns ist dabei egal, wer welchen Titel trägt, das ist eher ein Thema für die Öffentlichkeit. Von mir aus können Sie Christian Gratzei Sportdirektor nennen und Manfred Schmid Technischen Direktor. Es würde jedenfalls keinen Sinn machen, dass ich oder Christian dem Trainer einen Spieler vorsetze, mit dem er gar nicht arbeiten will. Das geht bei uns gemeinsam.
Beim Umbruch im Sommer sticht ein Spieler, den Sie geholt haben, heraus: Patrik Mijic. Er war in Österreich bekannt, hat in Dornbirn und Horn gespielt. Waren Sie überrascht, dass ihn sonst keiner holen wollte?
Naja, bei uns muss man schon sagen, dass wir immer viele Kandidaten haben, es aber längst nicht bei jedem passt. Es muss nämlich von der Ablösesumme UND vom Gehalt zusammengehen. Das war bei Patrik der Fall, deswegen haben wir uns für ihn entschieden. Er ist ein ähnlicher Spielertyp wie Max Entrup (Anm.: wechselte im Sommer zum LASK), den wir ersetzen mussten.
Er hat in zwölf Liga-Einsätzen sechsmal getroffen, dazu kommen fünf Tore im Cup. Was macht ihn aus?
Vor allem zwei Dinge: Er ist im Strafraum eiskalt und nutzt seine Chancen. Und er ist sehr schnell, was unserem Spiel guttut.
Schopp meinte vor der Saison im Bundesliga-Journal, dass Hartberg ein Profil brauche, bei dem man Spieler verpflichtet, die man entwickeln und für teures Geld verkaufen kann. Ist Mijic diesbezüglich ein Role Model?
Ja, das geht schon in diese Richtung. Wir wollen Potenzial-Spieler holen, weiterentwickeln und dann, wenn es geht, zu einem wirtschaftlich interessanten Preis veräußern. Unser Budget ist ja nicht so hoch wie bei anderen Vereinen, da muss man mit guten Transfers arbeiten. Es hängt aber auch vom Spieler selbst ab, ob und wann er den nächsten Schritt in seiner Karriere gehen will. Wenn er oder sein Management solche Signale aussendet, werden wir sicherlich eine Lösung finden.
Am Sonntag (17 Uhr, live auf Sky) geht es zur Austria, wo die Hartberger Bilanz zuletzt sehr ausbaufähig war. Von den letzten elf Duellen gingen neun verloren. Was tun?
Stimmt, die Austria ist nicht gerade ein Lieblingsgegner von uns. Aber genau darin kann auch eine Chance liegen. Wir haben ja jetzt einen Trainer, der die Austria bestens kennt und bei den Fans dort sehr beliebt war. Für ihn wird das sicherlich ein besonderes Spiel. Vielleicht können wir ja einen Punkt oder sogar mehr vom Verteilerkreis entführen.
Redakteur: Markus Geisler
Fotos: GEPA pictures