24. Sept. 2024

Hartbergs Komposch: Semlic gab mir den Glauben zurck

Turbulente Wochen liegen hinter dem TSV Egger Glas Hartberg. Kader-Umbruch, Trainer-Wechsel, abgesagte Spiele – und der Fall in den Tabellenkeller, nachdem in den ersten Runden noch kein Sieg heraussprang. Vor dem Nachtragsspiel gegen die WSG Tirol (Donnerstag, 18.30 Uhr, live bei Sky) sprachen wir mit Paul Komposch, der sich seit seinem Wechsel nach Hartberg 2023 zu einer Art Shootingstar entwickelt hat und trotz seiner erst 23 Jahre der Abwehrchef der Steirer ist. Hier spricht der Innenverteidiger über…

 

… das erste Spiel ohne Markus Schopp an der Seitenlinie (am vergangenen Samstag beim 2:2 in Klagenfurt):

„Natürlich war es anders! Es war auch in den Tagen, als wir den Abgang von Markus Schopp erfahren haben, nicht einfach. Für uns kam es auch aus dem Nichts, deswegen war es für alle ein Schock! Aber am Ende des Tages gehört es zum Business und jeder hat verstanden, dass er jetzt den Schritt zum LASK macht. Und ich muss auch sagen: Markus Karner (Anm.: Interimstrainer) hat es sehr, sehr gut gemacht. Er hat sich voll reingekämpft, war mit großer Leidenschaft dabei. Deswegen hat es sich während des Spiels am Feld gar nicht so viel anders angefühlt. Aber all das ist jetzt schon Geschichte und wir freuen uns auf den Neuanfang mit Manfred Schmid.“

… seine ersten Eindrücke des neuen Trainers Manfred Schmid, den er und die Mannschaft am Montag kennengelernt haben:

„Er hat sich und seinen Co-Trainer Cem Sekerlioglu vorgestellt und eine kleine Ansprache an die Mannschaft gehalten und dabei erklärt, wie er es angehen will. Ich fand das sehr positiv und bin guter Dinge, dass wir unter ihm bald unseren ersten Saisonsieg einfahren werden. Ich rechne nicht damit, dass wir jetzt alles radikal anders machen werden, sondern eher auf dem aufbauen, was schon vorhanden ist. Die Mannschaft hat ein gutes Fundament. Schmid steht auch für das Fußballspielen, vielleicht nicht in ganz so starkem Ausmaß wie Markus Schopp. Aber dass wir jetzt plötzlich mit einem ganz neuen System auftreten werden, denke ich nicht.“

… den Saisonstart mit zwei Niederlagen und drei Remis und dem Fall an das Tabellenende (bei zwei Spielen weniger):

„Die Sehnsucht nach dem ersten Sieg ist riesig! Wobei es nicht so ist, dass die Stimmung in der Mannschaft am Boden wäre. Wir haben nicht das Gefühl, dass wir plötzlich ein Team sind, das abstiegsbedroht wäre. Wir hatten zu Beginn teils starke Gegner, hätten gegen die Austria (1:1), den GAK (1:1) und auch jetzt in Klagenfurt (2:2) durchaus als Sieger vom Platz gehen können. Leider haben wir es in den Partien nicht geschafft, unser Spiel über 90 Minuten auf den Platz zu bringen. Wir wissen, dass wir bald den ersten Dreier einfahren werden, am besten schon am Donnerstag gegen die WSG Tirol.“

… WSG-Trainer Philipp Semlic, der ihn bei Sturm Graz im Nachwuchs betreute:

„Man kann sagen, dass er mir den Weg geebnet hat, um Profi zu werden. Er gab mir das Gefühl und den Glauben zurück, dass ich es wirklich schaffen kann. Es gab bei Sturm eine Zeit, in der es nicht einfach war und in der es auch den Gedanken gab, es nicht mehr zu schaffen. Da hat er auf mich gesetzt und mir gezeigt, was mit harter Arbeit möglich ist, das rechne ich ihm hoch an. Deswegen habe ich ihm viel zu verdanken und freue mich auf das Wiedersehen. Aber trotzdem wird am Donnerstag mit Anpfiff alle Sympathie ruhen und wir werden alles dafür tun, um das Spiel zu gewinnen.“

… das Warten auf seinen ersten Treffer in der ADMIRAL Bundesliga:

„Das beschäftigt mich schon etwas, das gebe ich zu. Klar, ich bin Verteidiger, da steht das Verhindern von Toren an oberster Stelle. Aber ich würde mich schon sehr darüber freuen, wenn es bald mal passieren würde. Ich habe schon den Anspruch, auch nach vorne Akzente zu setzen.“

… die Zielsetzung des TSV für diese Saison:

„Das ist momentan noch schwer zu sagen. Jetzt müssen wir erst einmal mit dem neuen Trainer zusammenfinden. Ich denke aber nicht, dass wir unsere Zielsetzung groß über den Haufen werfen. Der Saisonstart ist nicht optimal verlaufen, aber trotzdem kann sich im Idealfall die Meistergruppe wieder ausgehen. Es sind ja noch genügend Spiele zu absolvieren. Die Qualität der Mannschaft gibt das auf jeden Fall her. Wir waren in der vergangenen Saison ganz nah dran am Europacup, das hat natürlich die Lust geweckt, es dieses Jahr zu schaffen. Auch wenn wir als Hartberg immer darauf schauen müssen, was mit unseren Möglichkeiten hier realistisch ist. Aber jetzt geht es darum, unsere ordentlichen Leistungen endlich auch in Siege umzumünzen.“

… seine persönlichen Ambitionen nach seiner starken Rookie-Saison im vergangenen Jahr:

„Für mich geht es jetzt schon darum, innerhalb der Mannschaft mehr Verantwortung zu übernehmen und eine Führungsposition einzunehmen. Gefühlt bin ich ja so etwas wie der „Abwehrchef“. Und natürlich habe auch ich die Ambition, eines Tages mal bei einem größeren Klub zu spielen. Aber das spielt aktuell in meinem Kopf überhaupt keine Rolle. Ich bin Spieler des TSV Hartberg, habe einen Vertrag und gebe jeden Tag alles dafür, dass wir erfolgreich sind.“

 

Fotos: GEPA pictures