18. Okt. 2024

Ingolitsch vor Altach-Debüt: „Mutig! Speziell! Fügung!“

Fabio Ingolitsch ist der 22. Trainer in der Bundesliga-Geschichte des SCR Cashpoint Altach – und sicher einer der speziellsten. Vor seinem Debüt, das ihn ausgerechnet in seine Heimat und zu seinem Ex-Klub Red Bull Salzburg führt (Samstag, 17 Uhr, live auf Sky), erklären wir den mit 32 Jahren und sechs Monaten jüngsten Chef-Trainer der Bundesliga in diesem Jahrtausend.

Family Business

Eine solche Konstellation ist wahrlich eine Rarität. Fabio Ingolitsch ist in Altach Trainer seines ziemlich genau fünf Jahre jüngeren Bruders Sandro. Der wechselte im Sommer 2023 von Sturm Graz nach Vorarlberg und ist seitdem dort auf der rechten Außenbahn gesetzt. „Natürlich ist diese Konstellation speziell“, versucht Sandro erst gar nicht, diesen Umstand herunterzuspielen. „Für mich ist es eine coole Sache! Wir haben uns in den letzten Jahren nur eine Handvoll Mal gesehen, jetzt laufen wir uns täglich über den Weg.“ Eine Spezialbehandlung darf sich der kleine Bruder allerdings nicht erwarten. „Und wenn, dann bin ich zu ihm vielleicht sogar etwas strenger.“ Allerdings hätte der Bruder durchaus das Pouvoir gehabt, den Trainer Fabio Ingolitsch bei Altach zu verhindern. „Er war zuerst da. Hätte er etwas dagegen gehabt, hätte ich es nicht gemacht.“

Rückkehr dahoam

Dass der gebürtige Salzburger Ingolitsch ausgerechnet bei Red Bull Salzburg sein Debüt feiert, ist eine der Geschichten, die nur… Sie wissen schon! Von 2017 bis 2023 agierte er im RB-Kosmos, war für verschiedene Nachwuchs-Teams, die Youth-League-Mannschaft und den FC Liefering tätig. „Das ist eine Art Fügung, da schließt sich ein Kreis“, sagt der 32-Jährige, der seit diesem Sommer die U21 des FC Zürich trainierte und erst nach längeren Verhandlungen aus der Schweiz losgeeist werden konnte. In seinem letzten Jahr kämpfte er mit dem FC Liefering gegen den Abstieg, ehe man sich im Sommer 2023 trennte. „In dieser Saison habe ich als Trainer und als Mensch am meisten gelernt“, sagte er danach in einem Interview mit Laola1. Was das Match am Samstag angeht, weiß Ingolitsch um die Ausgangslage: „Ich freue mich irrsinnig auf dieses Spiel, kenne aber die Qualitäten der Salzburger genau. Wir werden uns aber nicht schon im Vorfeld ergeben, denn eigentlich können wir in dieser Konstellation nur gewinnen.“

Vorbild Rose

In Salzburg arbeitete er mit namhaften Trainern zusammen, unter anderem mit Bo Svensson (heute Union Berlin) oder Gerhard Struber (1. FC Köln). Als eine Art Vorbild bezeichnet er aber Marco Rose, der bis 2019 bei Red Bull Salzburg Chef-Trainer war und danach in die deutsche Bundesliga wechselte (Gladbach, Dortmund, heute RB Leipzig). „Ich habe einige Zeit mit ihm verbracht, er verkörpert ganz viel von dem, was modernen Fußball ausmacht. Er kombiniert die Red-Bull-DNA mit einem sauberen Positionsspiel und ist zudem ein super Typ, der eine klare hierarchische Arbeit hat und trotzdem ein Kumpeltyp ist, zu dem man immer gehen kann. Ein starkes Gesamtpaket.“ Und wohl eines, an dem sich Fabio Ingolitsch in seiner Herangehensweise orientiert.

Jugend forscht

Fabio Ingolitsch gehörte bei vielem, was er in seinem Trainerleben tat, zu den Jüngsten. Im Alter von 29 Jahren hatte er die UEFA Pro-Lizenz in der Tasche, als jüngster Österreicher aller Zeiten. Das gleiche galt fünf Jahre zuvor, als er mit 24 bereits die A-Lizenz erwarb. In Altach ist er ohnehin der jüngste Chef-Trainer der Klubgeschichte, in der Bundesliga schafft er es mit seinen 32 Jahren und sechs Monaten in die Top 10, wenn man die Interims-Lösungen herausrechnet. Jüngster Chef-Coach in der Bundesliga aller Zeiten war Sepp Schneider mit 31 Jahren und fünf Tagen, der im Sommer 1975 Austria Klagenfurt übernahm und für 25 Spiele betreute. Im Kader der Altacher gibt es übrigens keinen Spieler, der älter ist als der neue Boss, Keeper Dejan Stojanovic ist mit 31 Jahren der Metusalem unter den Profi-Kickern.

Mutiger Ansatz

Was die Spielphilosophie angeht, hört man von Fabio Ingolitsch genau die Worte, die typisch für die Red-Bull-Schule sind. Schnelles Umschaltspiel, aktiver Fußball, agieren statt reagieren, hoch angreifen, Gegner stressen lauten die Schlagworte. „Wir wollen mutiger auftreten“, sagt der Trainer. „Ich bin bereit, immer Vollgas zu geben und erwarte das auch von meinen Spielern.“ Dabei kann er in der Sache „knallhart, laut und fordernd“ sein, im menschlichen Umgang soll dagegen Wertschätzung im Vordergrund stehen. Er selbst hofft, in Altach seine Ziele langfristig umsetzen zu können, da das Hire-and-Fire-Geschäft nicht seiner Philosophie entspricht, wie er Laola1 erzählte. „Ich bin nicht der Typ, der wie auf einem Trampolin von Verein zu Verein springen möchte. Ich will etwas finden, wo ich mich verwirklichen kann, wo ich hinpasse. Ich will das Gefühl haben, dass die Menschen in die Richtung gehen wollen, wie ich mir den Fußball vorstelle. Ich bin nicht der Feuerwehrmann-Typ. Ich will etwas aufbauen.“

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Markus Geisler