13. Feb. 2025

Klauß und Helm im Derby-Talk: „Davor ziehe ich den Hut!“

Am Sonntag (17 Uhr, live auf Sky) ist es wieder so weit: Beim Wiener Derby Austria gegen Rapid geht es um die Vorherrschaft in der Hauptstadt. Wir haben beide Trainer, Austrias Stephan Helm und Rapids Robert Klauß, mit fünf gleichen Fragen konfrontiert und wollten wissen, was sie über den Ausschluss der Gästefans, ihren Trainerkollegen und die sportliche Ausgangslage vor dem 344. Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften denken.

Sportlich ist das Derby ein echtes Top-Spiel, es trifft der Zweite auf den Vierten, beide Teams sind so gut wie sicher in der Meistergruppe. Was spricht für einen Sieg Ihrer Mannschaft?

Stephan Helm: Für uns spricht, dass wir gut in die Rückrunde gestartet sind und seit dem letzten Derby viele gute Entwicklungsschritte gemacht haben. Beim ersten Derby waren wir erst kurz zusammen, da waren wir in unserer Entwicklung noch nicht so weit. Jetzt haben wir mit dem Sieg gegen Sturm im Cup gezeigt, dass wir mittlerweile in der Lage sind, jeden Gegner zu schlagen. Aber die letzte Runde, in der es fast nur Remis gegeben hat, hat auch gezeigt, dass die Liga so eng ist, dass jeder an seine Leistungsgrenzen gehen muss, um einen Sieg einzusammeln.


Robert Klauß: Ein Derby findet unabhängig jeglicher Tabellenkonstellation statt, alles was davor war ist in diesen 90 Minuten nicht wichtig. Das besondere dieses Spiels zeigt sich in der speziellen Anspannung, die im Vorfeld herrscht. Für uns spricht: Wir haben eine gute Mannschaft, wissen wie man ein Derby gewinnt (Anm.: 2:1-Sieg im Herbst) und wollen das unbedingt wiederholen. Wir werden unser Team in eine Verfassung bringen, dass es am Sonntag die bestmögliche Leistung abrufen kann.

Unter Stephan Helm und Robert Klauss haben sich beide Wiener Vereine wieder zu Top-Teams entwickelt, die vorne mitspielen. Was schätzen Sie an Ihrem Trainer-Kollegen?

Stephan Helm: Ich kann nur den Hut ziehen vor Robert, weil ich weiß, wie kompliziert es bei einem großen Verein sein kann. Es hat viele schöne Seiten, aber es ist nicht immer ganz einfach. Noch dazu ist er in einer schwierigen Phase gekommen, es ist ihm aber sehr schnell gelungen, Struktur in die Mannschaft zu bringen. Und dafür, was sie bisher in der Conference League geleistet haben, kann man als Trainerkollege nur Respekt zollen.


Robert Klauß: Die Arbeit, die er bei der Austria leistet, spricht ja für sich. Persönlich kenne ich ihn leider so gut wie gar nicht, wir haben vor und nach dem letzten Derby miteinander geredet, das war es auch schon. Ich höre aber von Leuten, die ihn näher kennen, dass er ein sehr netter und angenehmer Mensch ist.

Es ist das erste von vier Derbys, in dem keine Auswärtsfans zugelassen sein werden. Wie groß ist der dadurch entstehende Vorteil bzw. Nachteil?

Stephan Helm: Die Auswirkungen werden nicht so groß sein, es ist in erster Linie nur schade. Die sportliche Rivalität zwischen Austria und Rapid ist eine Bereicherung für die Bundesliga, das Derby ist DAS Spiel im österreichischen Fußball. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, gehören auch die Fans dazu. Dass es jetzt notwendig ist, das Derby ohne Gästefans auszutragen, ist eine traurige Entwicklung.


Robert Klauß: Aus unserer Sicht ist es schon ein Nachteil. Gerade wir als Rapid werden immer gut und lautstark unterstützt, eben auch auswärts, wie man auch im Europacup gesehen hat. Im Derby wäre es bestimmt noch etwas mehr als sonst gewesen. Dass es jetzt so ist, akzeptieren wir. Es wurde ja von beiden vereinen so entschieden und ist auch die richtige Maßnahme. Daher gilt es für uns als Mannschaft, darüber nicht weiter nachzudenken. Ungewöhnlich ist es natürlich, weil es für uns keine normale Situation ist.

Die Austria hat seit Ende September kein Liga-Spiel mehr verloren, Rapid ist mit einem Fehlstart aus der Pause gekommen. Welche Rolle spielt das vor einem Derby?

Stephan Helm: Das spielt für das Derby keine Rolle. Bei Rapid war es nur ein verlorenes Spiel, bei uns zwei nach dem Frühjahrsstart, bei denen wir etwas mitnehmen konnten. Aber da treffen zwei Mannschaften aufeinander, bei denen die Kräfteverhältnisse ziemlich gleich verteilt sind. Es wird darauf ankommen, wer besser und schneller ins Spiel reinfindet. Es ist ja nicht der Lauf, der uns erfolgreich gemacht hat, sondern das, was wir auf dem Platz machen, hat erst den Lauf ergeben. 


Robert Klauß: Keine große. Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn wir mit einem Sieg und mit dementsprechend mehr Selbstvertrauen gestartet wären. Aber wir haben die Erfahrung aus dem letzten Derby und wissen, wie man diese Mannschaft schlägt. Dass das derzeit sehr schwer ist, hat die Austria in den letzten Spielen gezeigt. Auch beim letzten Unentschieden gegen Sturm waren sie gut. Wir werden den Jungs einen Plan mitgeben und gut vorbereitet sein, dann wird dieses Spiel bei uns noch ein paar Prozentpunkte extra freisetzen.

Wenn Sie sich einen Spieler des Gegners am Sonntag für Ihren Kader aussuchen könnten – wer wäre das?

Stephan Helm: Rapid hat gute Spieler, das steht außer Frage, aber das ist für mich kein Thema, das behalte ich lieber für mich. Ich kann nur sagen, dass ich mit meinen Spielern mehr als zufrieden bin.


Robert Klauß: Niemand! Ich beschäftige mich ohnehin nie so genau mit den Kadern des jeweiligen Gegners, lege immer mehr Wert auf unseren eigenen Kader. Wir Trainer sind, denke ich, gut beraten, die eigenen Spieler in den Vordergrund zu stellen.

Redakteur: Markus Geisler

Fotos: GEPA pictures