03. Dez. 2024
Liga-Legende Rene Aufhauser: „Brauchte Abstand vom Fußball“
Seit Sommer 2022, als Rene Aufhauser und der FC Liefering beschlossen, getrennte Wege zu gehen, ist es öffentlich still geworden um den 48-Jährigen. Als Spieler schaffte er es mit vier Meisterschaften, vier Vize-Meisterschaften und zwei Cup-Titeln in den Legenden-Klub der Liga, als Trainer arbeitete er unter Kapazundern wie Marco Rose oder Oscar Garcia sowie als Chefcoach beim FC Liefering. Wir baten den 58-maligen Nationalspieler, der sich als APM-Therapeut (Akupunkt-Massage nach Penzel) selbstständig gemacht hat, zum Interview.Die letzte Schlagzeile, die man über dich finden kann, lautet: „Trainer-Karriere ade!“ Ist der Abschied vom Profi-Fußball endgültig?
Nein! Das wurde so kolportiert, als ich meine APM-Praxis eröffnet habe. Ich habe mich in letzter Zeit intensiv mit diesem Bereich beschäftigt und fühle mich dort sehr, sehr wohl. Aber ein kleines Hintertürchen lasse ich mir offen. Sollte ein interessantes Angebot kommen, würde ich mir das sicher durch den Kopf gehen lassen.
Was war der ausschlaggebende Grund, dass du dir ein zweites Standbein gesucht hast?
Zum einen die Tatsache, dass es nach dem Ende in Liefering nicht schnell eine neue Aufgabe im Fußball gab. Da hat sich recht wenig getan im ersten Jahr. Ich habe mich dann entschieden, dass ich nicht nur zu Hause sitzen und warten, sondern mir ein zweites Standbein aufbauen möchte. Der Gedanke mit der Akupunkt-Massage war schon länger in meinem Kopf, weil ich das selbst als Spieler kennen und schätzen gelernt habe. Ich habe die Ausbildung gemacht und dann meine Praxis eröffnet.
Bei Akupunktur denkt man sofort an Nadeln…
… was in dem Fall falsch ist. Man arbeitet mit Metallstäbchen an den Energiebahnen, den sogenannten Meridianen. Ohne Nadel, ohne Einstich. Das ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode, bei der der Körper angestoßen wird, seine eigenen Baustellen zu regulieren. Zu mir kommen Menschen, die Probleme am Bewegungsapparat haben, aber auch welche mit Schlaf- oder Verdauungsproblemen. Wir setzen dabei bei der Ursache und weniger bei den Symptomen an.
Den Fußball verfolgst du vermutlich schon noch intensiv, oder?
Eine Zeitlang habe ich versucht, komplett Abstand zu gewinnen. Das brauchte ich nach insgesamt 25 Jahren im Profi-Fußball. Seit knapp einem Jahr verfolge ich alles wieder intensiver, schaue viele Spiele im Fernsehen, tausche mich mit Kollegen und alten Weggefährten aus.
Die mit Abstand meiste Zeit deiner Karriere hast du in Salzburg verbracht, wo es derzeit eine ungewöhnlich lange und intensive Krisensituation gibt. Siehst du dort Licht am Ende des Tunnels?
Sie haben gerade eine ganz schwierige Phase. Für mich liegt ein Großteil der Ursache darin, dass man in der Kaderstruktur übersehen hat, Führungsspieler nachzubesetzen oder zu kreieren. Man hat zu sehr auf hochtalentierte junge Spieler gesetzt und dabei unterschätzt, wie wichtig die Rolle beispielsweise eines Andi Ulmer war. Auf dem Platz, aber auch in der Kabine. Mir fehlen auch die Profis, die andere Spieler besser machen. Jeder ist vor allem mit sich selbst beschäftigt.
Als Spieler wirst du in erster Linie mit dem GAK assoziiert, wo du mit dem Sensations-Titel 2004 und zwei Cup-Siegen eine wahnsinnig erfolgreiche Zeit hattest. Die schönste Phase deiner aktiven Karriere?
Würde ich heute schon sagen, ja. Von den Emotionen, aber auch von der Entwicklung. Ich kam 2001, und drei Jahre später waren wir Doublesieger. In der Zeit wurde die Mannschaft extrem zusammengeschweißt. Man hat gesehen, dass man aus einer ehemaligen Durchschnittsmannschaft ein österreichisches Spitzenteam formen kann. Der Meistertitel war außergewöhnlich, vielleicht der emotionalste Moment meiner Karriere.
Der Verein musste danach einen langen Weg gehen, ehe er im vergangenen Sommer nach 17 Jahren in die Bundesliga zurückgekehrt ist. Wie sehr hast du dich für deinen Ex-Klub gefreut?
Schon sehr! Es hätte auch schon ein Jahr früher passieren können, aber letztlich war es hochverdient. Der GAK gehört meiner Meinung nach in die höchste Liga. Ich freue mich, dass sie nach Anlaufschwierigkeiten die Trendwende geschafft haben.
Schwacher Start, Trainerwechsel, dann die ersten Siege – bleiben die „Rotjacken“ drin?
Es wird schwer, und ich gehe davon aus, dass sie bis zum Schluss kämpfen müssen. Nach der Punkteteilung wird alles nochmal enger zusammenrücken. Aber ich hoffe, dass sie es packen.
Danach warst du beim LASK und bist dort abgestiegen. Die härteste Zeit deiner Laufbahn?
Auf jeden Fall ein ganz wichtiges, lehrreiches Jahr für mich persönlich. Es war im Nachhinein wichtig, nach so vielen erfolgreichen Jahren auch mal so etwas mitzuerleben. Für den LASK war es damals natürlich bitter, aber wir haben im Frühjahr trotz aller Bemühungen die Trendwende nicht mehr geschafft.
Viele bezeichnen den LASK als schlafenden Riesen, der in Österreich ganz vorne mit dabei sein kann, wenn alle Rädchen ineinandergreifen. Mit Markus Schopp haben sie in der laufenden Saison einen neuen Trainer geholt. Siehst du den Klub langfristig ganz oben?
Mit Markus haben sie einen sehr guten Griff getätigt. Wenn er die nötige Zeit bekommt und auch die eine oder andere Transferphase nutzen kann, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen zu verstärken, kann der LASK in den nächsten Jahren eine gewichtigere Rolle spielen. Super Stadion, starke Fanbase – mit dem Klub wird zu rechnen sein.
Zurück zu deiner Karriere, in der du ja auf verschiedenen Ebenen mit einer ganzen Schar an Top-Trainern zusammengearbeitet hast. Wer war der Speziellste?
Das war sicher Giovanni Trapattoni. Von seiner ganzen Art, seiner Aura her war er der außergewöhnlichste Trainer. Aber sehr lehrreich war auch die Zeit unter Walter Schachner. Wie er die Mannschaft entwickelt hat, war richtig gut. Und in meiner Zeit als Co-Trainer würde ich Marco Rose nennen. Seine Sachverstand und seine Art der Menschenführung, locker, aber auch fordernd, kam schon richtig gut an. Er konnte auch mal laut werden, hat aber nie die Nerven verloren.
Wenn du sagst, dass du wieder für eine Aufgabe im Fußball offen bist. Wie müsste das Projekt aussehen, das dich reizt?
Das kann ich pauschal nicht beantworten. Aber ich müsste sofort spüren, dass die Aufgabe reizvoll ist, sonst hat es keinen Sinn. Wobei ich schon auch merke, dass meine Lebensqualität aktuell sehr hoch ist. Da müsste schon etwas Tolles kommen, um noch einmal einzusteigen. Aber ausschließen will ich es nicht.
Redakteur: Markus Geisler
Fotos: GEPA pictures