15. Nov. 2024
Linz-Dauerläufer Maranda: „Solche Fans noch nie erlebt“
Dieser Mann hält den Kopf hin – in jeder Lebenslage. Vor seinem insgesamt 100. Liga-Einsatz für Blau-Weiß Linz spricht Immer-Spieler Manuel Maranda über Lieblingsgegner Salzburg, seinen auslaufenden Vertrag, das Ziel Meistergruppe und was er den Fans hoch anrechnet.Bist du ein Kopfmensch?
Würde ich schon sagen, ja. Ich mache mir über viele Dinge Gedanken und entscheide eher rational als aus dem Bauch heraus. Warum?
Weil du auf dem Platz auf jeden Fall ein Kopfmensch bist. Nur WAC-Verteidiger Nicolas Wimmer hat so viele Aktionen mit dem Kopf bereinigt wie du.
Das liegt wohl auch an unserer Spielweise. Da wir oft tief verteidigen, spielt der Gegner automatisch hohe Bälle, weil es sonst schwer ist, gegen uns durchzukommen. Und dann kommt man eben oft zu Kopfballduellen. Ich fühle mich wohl in der Luft und denke, dass ich da eine gewisse Stärke habe.
Jedes Kopfballduell ist aber auch ein gewisses Risiko, oft kommt es zu Zusammenstößen.
Das stimmt, mir ist zum Glück aber noch nichts passiert. Wenn du dich entscheidest, per Kopf zu klären, musst du volles Risiko gehen und durchziehen. Wenn du kurz zögerst, kommst du zu spät, verlierst das Duell und erhöhst damit auch das Verletzungsrisiko.
Der 2:0-Sieg am vergangenen Sonntag gegen Salzburg war dein 99. Liga-Spiel für Blau-Weiß Linz, 1. und 2. Liga zusammengezählt. War es auch eines der drei schönsten Erlebnisse?
Er war schon sehr schön. Ich denke aber, dass unser Auswärtssieg vergangene Saison in Salzburg noch schöner, weil spezieller war. Es war damals erst unser zweiter Sieg in der Bundesliga, noch dazu auswärts. Dann sind unsere beiden Heimsiege im Derby gegen den LASK natürlich auch ganz weit vorne einzuordnen. Zusammen mit dem 3:0 gegen Rapid waren das die größten Highlights.
Erstaunlich: Mit zwei Siegen, einem Remis und einer Niederlage habt ihr eine positive Bilanz gegen Salzburg. Warum liegen die euch?
Es ist generell so, dass uns Teams, die in der Tabelle weiter oben stehen, mehr liegen. Gegen Mannschaften, die Druck aufbauen, können wir mit guten Ballgewinnen und schnellem Umschaltspiel etwas ausrichten. So wie beim Tor von Ronivaldo gegen Salzburg. Wenn wir dann noch hinten gut stehen und wenig zulassen, wird es schwer gegen uns. Gegen direkte Konkurrenten ist uns das noch nicht so gut gelungen, das sieht man auch an den Ergebnissen. Daran müssen wir arbeiten.
War der Sieg gegen Salzburg auch ein kleiner Befreiungsschlag? Nach vier Niederlagen aus den fünf Spielen davor gab es ja die ersten Stimmen, die von einer Krise sprachen.
Das war vielleicht von außen so. Das möchte ich generell mal hervorheben: Von unseren Fans kam überhaupt nichts von Unzufriedenheit oder Nervosität rüber. Die standen immer hinter uns, haben nie geschimpft oder uns ausgepfiffen. Das ist schon top und habe ich so bei keinem anderen Verein erlebt. Aber auch wir in der Mannschaft haben uns keine Sorgen gemacht. Wir wussten, dass wir mal wieder gewinnen und konstant über 90 Minuten unsere Leistung abrufen müssen. Von Krise hat aber definitiv niemand gesprochen.
Es gibt ja den Standardspruch, dass das zweite Jahr für einen Aufsteiger immer das schwierigere sein soll. Ihr habt aktuell vier Punkte mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Kannst du der Theorie trotzdem etwas abgewinnen?
Nein, nicht wirklich. Wir haben heuer gegen die Gegner aus der oberen Tabellenhälfte sogar noch besser abgeschnitten, Austria, Rapid, LASK und jetzt Salzburg geschlagen. Das hätte sich vorher niemand gedacht. Ich finde auch, dass wir einen besseren Kader als vergangene Saison haben. Und auch die Euphorie hat bei uns nicht nachgelassen. Vor allem in den Heimspielen ist die Unterstützung mindestens so gut wie im Vorjahr. Nur auswärts tun wir uns schwerer – aber das war letztes Jahr auch schon so.
Der Modus mit der Ligateilung sorgt dafür, dass jetzt schon jeder schaut, wo der Strich ist und wie man in der Tabelle steht. Ihr seid Sechster, neun Runden sind noch zu spielen. Wann kommt der Punkt, an dem ihr euch mit dem Thema Meistergruppe beschäftigt?
Wir hatten von Anfang an die Zielsetzung, den Klassenerhalt zu schaffen. Dadurch, dass wir den Start so gut absolviert haben, erwarten viele, vielleicht auch wir selber, dass wir die Top 6 schaffen können. Wir sind nie davon ausgegangen, dass wir die Meistergruppe erreichen müssen, wir gehen aber auch nicht davon aus, dass wir es nicht schaffen können. Wenn wir weiter solche Spiele zeigen wie gegen Salzburg, ist viel möglich. Aber wir machen uns da keinen Druck. (lacht) Aber natürlich wäre es schön und beruhigend, das Saisonziel nach 22 Runden schon in der Tasche zu haben.
Du bist einige Male mit der Kapitänsbinde aufgelaufen in Vertretung von Fabio Strauss. Taugt dir dieses Amt, bist du ein Leadertyp?
Ich finde schon, dass mir das guttut, auch als Typ. Ich bin jetzt das vierte Jahr beim Verein, hab mich sportlich gut entwickelt – da war das der nächste Schritt, der zu mir passt und den ich gehen wollte. Wobei wir mit Fabio einen Kapitän haben, der es auch richtig gut macht. (Anm.: fällt in den kommenden Wochen mit einer Knieverletzung aus)
Du bist 27 Jahre alt, hast Auf- und Abstiege erlebt, warst in Deutschland und wärst fast mal in England gelandet. Hast du noch ein übergeordnetes Ziel, das du im Fußball erreichen möchtest?
Ich will nichts ausschließen. Solange du Fußball spielst, willst du das so hoch wie möglich tun. Aber das kann ich nur beeinflussen, indem ich meine Leistung bringe, immer alles gebe. Alles andere kommt dann von selbst.
Dein Vertrag läuft am Ende dieser Saison aus. Willst du frühzeitig Klarheit über deine Zukunft haben?
Ich bin sehr zufrieden, wo ich hier bin, mir geht es richtig gut hier. Ich bin das erste Mal in der Situation, weil ich noch nie bei einem Verein einen Vertrag verlängert habe. Ich lasse das Ganze auf mich zukommen, mache mir so wenig Stress wie möglich. Es ist ja auch noch etwas Zeit bis zum Saisonende. Ich weiß, was ich an Blau-Weil Linz habe, umgekehrt weiß der Verein aber auch, was er an mir hat.
Nach der Länderspielpause absolvierst du gegen den GAK dein 100. Liga-Spiel im blau-weißen Trikot. Ein Spiel wie jedes andere oder doch etwas Besonderes?
Ganz ehrlich: Hätten wir nicht gesprochen, hätte ich nichts davon gewusst. Ich freue mich natürlich über die Zahl, bin aber total auf das Spiel selbst fokussiert. Und während der 90 Minuten denkt man sowieso nicht an so etwas.
Redakteur: Markus Geisler
Fotos: GEPA pictures