29. Okt. 2024
Matteo Pérez Vinlöf – Austrias Bayern-Rookie hat Hunger!
Der 18-jährige Austria-Jungstar verfolgt seine Karriereziele so leidenschaftlich wie er sonst nur für peruanische Küche schwärmt - also extrem leidenschaftlich! Im bundesliga.at-Interview spricht er über seine großen Ambitionen mit den Veilchen, den beinharten Leiberlkampf mit Hakim Guenouche, sein Debüt für Bayern München, warum er vor jedem Spiel für seine Mannschaft betet und um was er Dominik Fitz beneidet.Sein Name klingt wie ein Formel-1-Fahrer. Matteo Pérez Vinlöf will mit einer starken Saison bei der Austria seinen Karriereturbo zünden. Sein Hunger ist nicht nur bei seiner zweiten Leidenschaft, essen und kochen, groß. Am 12. Mai 2024 hat die peruanisch-schwedische Bayern-Leihgabe schon einen kleinen Teaser auf die große Fußballwelt, samt Gänsehaut, bekommen. Da feierte er seine Feuertaufe in der Deutschen Bundesliga für den FC Bayern gegen Wolfsburg. Bei den Veilchen tritt er in die Fußstapfen von Frans Krätzig, der vor ihm (ebenfalls von den Münchnern geliehen) auf der linken Seite wirbelte. Auch Vinlöf konnte schnell auf sich aufmerksam machen, liefert sich jetzt als Linksverteidiger ein beinhartes Duell ums Leiberl mit Hakim Guenouche.
Du bist gleich in Runde 1 in der Startelf gestanden. Hat dich das überrascht? Immerhin bist du erst 18.
Eigentlich nicht. Wir hatten ein paar Verletzungsprobleme in der Mannschaft. Ich hatte gut trainiert und eine gute Performance in der Conference League gegen Ilves zuhause. Natürlich war es sehr speziell gleich zu spielen, nachdem ich erst ein paar Wochen davor zur Austria gekommen bin. Aber ich hab mich bereit gefühlt.
Dein erstes Bundesliga-Tor ist dir gegen Meister Sturm gelungen. Dass es ein Kopfball war, hat dich selbst überrascht.
Gute Flanke, gutes Timing und der Aufsetzer war für den Tormann schwierig. Als Außenverteidiger muss ich bei einem Angriff in dieser Position sein. Nettes erstes Tor. Vor allem weil ich ja eigentlich kein Kopfballspezialist bin.
Seit Hakim Guenouche wieder fit ist, kommst du meist die letzten 30 Minuten für ihn rein. Wie siehst du das Duell mit ihm auf deiner Position?
Es ist gut, ein unterhaltsamer Fight. Natürlich weiß ich, was ich kann, trainiere hart und will Verantwortung übernehmen, egal ob ich 90, 70 oder 30 Minuten am Platz stehe. Ich werde immer alles geben und ich selbst sein. Natürlich will ich immer in der Startelf stehen, aber man kriegt nicht immer alles im Leben. Ich bin sicher, ich krieg genug Spielzeit – ich trainiere jeden Tag sehr hart. Ich bin bereit.
Wie war dein erstes Wiener Derby?
Dass wir verloren haben, ist natürlich scheiße. Du willst immer gewinnen. Aber es war eine tolle Atmosphäre und Erfahrung. Das war mein erstes Spiel nach meiner Rückkehr vom schwedischen Nationalteam und das erste heuer, bei dem ich nur von der Bank reingekommen bin. Ich war sehr hungrig.
Die Austria hat erstmals mit 3 Siegen hintereinander eine kleine Serie gestartet. Siehst du eine positive Entwicklung?
100 prozentig. Wir haben unser System und die Philosophie, die Trainer Helm ins Team bringt. Wir fokussieren uns jeden Tag auf viele kleine Details. Es wird besser und besser. Die Ergebnisse sprechen für sich. Das waren zwar nicht die Topteams in der Liga, diese Spiele sind aber auch immer schwer zu gewinnen und es ist sehr wichtig, die Punkte daraus zu holen. Wir sind auf einem sehr guten Weg und versuchen, diese Serie fortzusetzen
Die Fans erwarten viel von der Austria. Ist diese Art Druck neu für dich?
Ein bisschen. Es ist ja meine erste volle Saison in einer höchsten Profiliga. Natürlich ist das eine andere Atmosphäre im Stadion. Aber wer sich am meisten Druck macht, bin ich selber. Natürlich hörst du, was die Leute herum über dich sagen – aber ehrlich: Das ist mir egal. Weil ich und die Trainer wissen, was wir tun müssen. Es ist natürlich gut, wenn die Fans finden, man spielt gut. Aber das kann schnell umschlagen, wenn du nur ein Spiel schlecht spielst und verlierst, dann ist auf einmal alles schlecht. Du solltest alles für das Team, die Fans und die Stadt geben, aber dich nicht von diesen Ups und Downs mitreißen lassen, besser versuchen, in deiner Mitte zu bleiben.
Wie ist die Jokerrolle für dich. Erfordert sie einen anderen Zugang?
Nicht wirklich. Ich gehe mit der selben Einstellung ran. Ich will dem Team so viel helfen wie möglich – ich glaub auch in den Spielen von der Bank hab ich einen guten Job gemacht. Ich werde auch diese Rolle voll annehmen und hoffentlich kriege ich dann auch wieder meine Chance in der Startelf.
Austria spielt mit Vierer- oder Fünferkette. Welches System taugt dir als Linksverteidiger mehr?
Ich mag beides. Ich genieße sowohl die offensivere, als auch die etwas defensivere Rolle.
Wie war für dich dein erster Einsatz für die Bayern vor 75.000 Menschen in der Allianz Arena?
Boa, ein sehr spezieller Tag. Das war mein Ziel als ich zu Bayern gewechselt bin. Ich hatte Gänsehaut. Meine Familie und mein Manager, der für mich wie ein großer Bruder ist, waren im Stadion. Als ich im Spiel war, hab ich von dem Drumherum dann nicht mehr so viel aufgenommen, weil da war ich voll darauf fokussiert, ein gutes Spiel zu liefern.
Du hast bei Bayern sicher auch Konrad Laimer kennengelernt.
Wir haben zusammen trainiert, ein sehr netter Kerl, ich mag ihn sehr – am Platz ist er ein Krieger. Laufen und kämpfen sind die Basics, aber er ist darin so gut, dass er bei so einem Spitzenklub spielt.
Wie war der Wechsel für dich von Stockholm nach München?
Hammarby ist in Schweden ein großer Klub, aber kein Vergleich zu Bayern. Alles war viel größer, besser und schneller. Ich hab mich damit recht schnell zurechtgefunden und bin mit der Mentalität gekommen, dass ich doppelt so hart arbeiten muss, wie die anderen. Einem kleinen 16 Jährigen von einem kleinen Klub aus Schweden schenken sie nichts und werden sie nicht wie einen König behandeln. Ich hab immer versucht, alles zu geben. Das haben sie gesehen und mir von Anfang an vertraut. Deshalb hatte ich eine sehr gute Zeit.
Lässt sich Österreich mit Schweden vergleichen?
Nein, es ist hier eine bessere Liga. Der Österreichische Fußball entwickelt sich derzeit stark, auch das Nationalteam. Der Schwedische Fußball erlebt gerade einen Umbruch, aber der braucht noch Zeit, es geht nur langsam aufwärts. In Österreich hast du einige Klubs mit großer Geschichte, aber auch neue, die sich stark entwickeln. Der Fußball und die Mentalität hier in Österreich ist der in Deutschland ähnlicher als in Schweden.
Was sind deine Ziele mit der Austria?
Für mich gilt ehrlich gesagt: The Sky is the Limit! Wenn wir uns weiter so entwickeln wie jetzt, können wir eine sehr gute Rolle spielen. Gegen Salzburg, Rapid und Sturm haben wir zwar nur einen Punkt geholt, wir hatten aber gute Chancen mehr zu holen. Wenn wir uns weiterentwickeln und noch effektiver werden, können wir jedes Team in der Liga schlagen. Und wenn du das kannst, kannst du auch ganz oben spielen.
Wie gefällt dir Wien?
Sehr. Meine Familie war schon öfter da. Meine Freunde letzte Woche. Wir waren viel in der Innenstadt und sie mochten es sehr. Als nächstes werde ich mir Schönbrunn anschauen.
Du trittst in die Fußstapfen von Frans Krätzig, der vor dir als Bayern-Leihgabe hier war. Kennst du ihn gut?
Ja. Wir hatten in der zweiten Mannschaft und in der U19 von Bayern ein paar Spiele zusammen. Da hab ich hinter ihm auf der linken Seite gespielt. Er hat mir dann auch einiges über die Austria erzählt. Er hat seine Zeit hier sehr genossen und sich hier gleich von Anfang an sehr wohl gefühlt.
Was hättest du gemacht, wenn du kein Fußballer geworden wärst?
Sicher irgendetwas anderes mit Fußball. Das ist meine große Leidenschaft. Ich hab eine Wirtschaftsausbildung gemacht, könnte das studieren – würde es aber nicht so genießen, denk ich. Mich interessieren Emotionen – vielleicht wäre daher Psychologe auch ein interessanter Job für mich.
Was interessiert dich neben Fußball noch?
Ich mag Basketball sehr, spiele gern mit meinen Freunden, schau mir die NBA an. Die Golden State Warriors sind heuer sehr stark, die Lakers natürlich. Dass LeBron James dort mit seinem Sohn im Team spielt, ist verrückt. Sonst hab ich nicht so viele Hobbies. Ich bin ein fader Fußballspieler (lacht). Ansonsten koche ich sehr gerne – da lerne ich gerade viel dazu.
Hast du auch schon peruanische Restaurants in Wien gefunden?
Ja, das lima56 in der Favoritenstraße ist echt gut. In meiner ersten Woche in Wien, als ich mit meinem Vater noch in einem Hotel gewohnt hab, waren wir fast jeden Tag dort (lacht). Ich mag besonders Arroz con Pollo. Das ist Reis mit Huhn. Mit grünem Reis – also Reis in Koriander gekocht. Das ist top. Das Bekannteste ist Ceviche mit rohem Fisch mit Limette mariniert. Super ist auch Arroz con Mariscos oder Papas la Uncarina, das sind Erdäpfel mit einer ganz speziellen Soße. Ich könnte noch viel aufzählen.
Hast du Rituale vor dem Match?
Ich bin sehr gläubig. Ich lese meine Lieblingssätze aus der Bibel – hab dafür eine Bibelapp. Ich bete vor dem Spiel, bevor ich auf den Platz rauslaufe zum Aufwärmen, in der Halbzeit und danach. Ich bete für die Sicherheit von allen und um Gottes Segen.
Welche Spieler sind für dich besonders wichtig bei der Austria.
Es sind viele sehr professionell im Team, machen vor und nach dem Training ihr eigenes Programm. Reini Ranftl, Mandi Fischer, Aleks Dragovic, Lukas Galvao, Andi Gruber – wir haben einige mit viel Erfahrung. Wenn ich etwas brauche, kann ich immer auf sie zählen. Mirko Kos ist ein sehr lustiger Kerl.
Ihr habt auf Social Media die lustige Frage gestellt bekommen, welche Eigenschaft ihr gerne von einem anderen Spielern übernehmen würdet. Was war es bei dir?
Die Schnelligkeit von Matteo Meisl – das war ein bisschen ein Spaß.
Und ernsthaft?
Ich hätte gern Fitzis rechten Fuß. Dann wäre ich beidbeinig.
Text: Christoph König
Fotos. GEPA pictures, Anne-Sophie Danner-Fellinger, Raimund Nics