08. Nov. 2024

Nicolas Binder: Das Zweikampf-Monster und die Fußball-Mathematik

Nicolas Binder hat ein Faible für Mathematik. Im Interview mit bundesliga.at spricht Klagenfurts Nummer 9 über seine unglaublichen Zweikampf-Zahlen, wie er mit Peter Pacult trotz seiner geringen Anzahl an Toren auf einen gemeinsamen Nenner kommt und wie wahrscheinlich es ist, dass auch sein viertes Duell gegen seinen Ex-Klub Rapid 1:1 endet.

Machen wir doch ein paar Zahlenspiele, um in Übung zu bleiben: Klagenfurt hat nach elf Spielen 15 Punkte. Im Vorjahr waren 34 nötig, um in die Top 6 zu kommen. Rechnest du, dass diesmal wieder 30 reichen?

Wir rechnen gar nicht. Unser erstes Ziel ist immer der Klassenerhalt, alles andere ist ein Bonus. Aber ich denke schon, dass diesmal wieder 30 Punkte reichen könnten, weil es keine Mannschaft gibt, die, wie im Vorjahr Lustenau, komplett abreißt. Es ist alles kompakt beisammen. Wir hätten jetzt die Hälfte der Punkte, ich glaube, das ist mit dem Umbruch, den wir im Kader hatten, ganz in Ordnung.

Du bist der eifrigste Zweikämpfer der ADMIRAL Bundesliga. Deine 28 Boden-Zweikämpfe im letzten Spiel waren Saison-Bestleistung. Dazu kommen fast noch einmal so viele Luftzweikämpfe. Verbringst du deine Freizeit nur in der Kraftkammer?

Ich weiß, dass ich vor allem viele Luftzweikämpfe führe, weil wir oft mit hohen Bällen agieren. Es kommt schon immer auch auf den Gegner an, aber es gibt sicher Mannschaften, die den Ball mehr am Boden halten als wir. Anstrengend ist das schon und nach dem Spiel muss ich auch durchschnaufen, aber das sollte eigentlich jeder schaffen, der in der Bundesliga spielt. Trotzdem bin ich wahrscheinlich häufiger in der Kraftkammer als viele andere.

Du hältst bei zwei Toren in 37 Spielen der ADMIRAL Bundesliga. Hat dir Peter Pacult noch nicht gedroht, die Nummer 9, mit der er viele Tore geschossen hat, wegzunehmen?

Nein, der Trainer hat noch nichts gesagt (lacht), ich habe sie ja auch noch nicht so lange. Bis vor einem Jahr ungefähr habe ich noch mit der 16 gespielt. Aber natürlich sollte meine Ausbeute besser sein und wird hoffentlich auch bald besser. Assists habe ich mehr, aber klar zählen Tore noch mehr und darauf schauen die Leute bei einem Stürmer auch.

Wie lange wird's dauern, Papa Michael einzuholen, der in den 1990er-Jahren 24 Bundesliga-Tore gemacht hat?

Ich hoffe, nicht mehr allzu lange, aber ein bissi wird’s schon noch dauern. 

Dein Vater war ja bei der Admira als Europacup-Spezialist bekannt. Wie oft hat er dir von seinem Tor gegen Juventus erzählt?

Er hat es mir schon drei-, viermal gezeigt und auch davon erzählt, aber eher subtil und nebenbei. Er ist keiner, der sich damit in den Vordergrund drängt. Aber das waren schon Namen, gegen die er da gespielt hat. Roberto Baggio, Antonio Conte – entweder ist es jetzt noch schwieriger geworden, überhaupt einmal gegen solche Größen spielen zu können oder sie waren früher wirklich besser.

Mit deinem Trainer hat schon dein Vater die Klingen gekreuzt. Wie kommt man mit Peter Pacult am besten auf einen Nenner?

Ich glaube, sie haben einige Male gegeneinander gespielt, aber als mein Vater in die Bundesliga gekommen ist, war die Karriere von Peter Pacult schon fast zu Ende. Der Trainer verlangt viel, aber dafür sind Trainer auch da. Er sagt, was er sehen will, dann kommt es darauf an, ob man es umsetzen kann oder nicht.

Du warst fast 14 Jahre bei Rapid, wie schwer ist dir der Abschied gefallen und ist es dein Ziel, wieder einmal zurückzukehren?

Der Abschied war sehr hart. Ich hatte ja gefühlt mein ganzes Leben bei Rapid verbracht. Aber ich bin in eine wirklich tolle Mannschaft gekommen, die mir die Umstellung einfacher gemacht hat. Ich bin gerne in Klagenfurt, darüber, ob ich einmal zu Rapid zurückkehre, habe ich nie nachgedacht. Vorstellen könnte ich es mir natürlich, aber das ist jetzt nichts, woran ich jeden Tag denke.

Du hast bisher dreimal gegen Rapid gespielt, dreimal gab’s ein 1:1 – wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es am Sonntag wieder 1:1 ausgeht?

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, müsste man ausrechnen, aber wir fahren auf jeden Fall nach Hütteldorf, um wieder etwas mitzunehmen. Bis jetzt haben wir in den Spielen gegen Rapid immer ganz gut ausgeschaut, gerade auswärts. Gegen ein neuerliches 1:1 hätte ich nichts einzuwenden – und wenn der Torschütze Binder heißt, schon gar nicht.

 

Redakteur: Horst Hötsch

Fotos: GEPA pictures