25. Okt. 2024
Nicolas Wimmer: „Pacult oder Kühbauer? Laut werden können beiden ganz gut“
Mit einer Zweikampfquote konstant um die 70 Prozent zählte Nicolas Wimmer in den letzten drei Saisonen immer zu den besten Innenverteidigern der ADMIRAL Bundesliga. Bevor er erstmals als Wolfsberger in gleich zwei Kärntner Derbys geht, will er schaffen, was ihm mit Klagenfurt zwei Mal gelang – Red Bull Salzburg schlagen.
Nico, du zählst konstant zu den besten Innenverteidigern der Liga, warum bist du erst mit 26 in die ADMIRAL Bundesliga gekommen?
Es hat wahrscheinlich auch damit zu tun gehabt, dass ich in der Jugend noch auf einer anderen Position gespielt habe und erst mit 18 zum Innenverteidiger geworden bin. Dann habe ich leider noch zwei schwere Verletzungen gehabt, die viel Zeit gekostet haben.
Trotzdem hast du gleich zu den besten Zweikämpfern gehört, war das keine Umstellung für dich?
Ich bin ja überhaupt erst Profi geworden, als ich mit 25 von Steyr aus der Regionalliga zu Blau-Weiß Linz in die 2. Liga gewechselt bin. Davor habe ich immer nebenbei gearbeitet. Ich bin gelernter Großhandelskaufmann, war aber in der Qualitätskontrolle bei CNC Fräsen beschäftigt und kurz auch noch im Außendienst. Dass ich mich dann nur noch auf den Fußball konzentrieren konnte, hat einen riesigen Unterschied gemacht. Durch das intensivere Training bin ich körperlich noch einmal viel stärker geworden.
Was macht einen guten Innenverteidiger denn aus?
Zweikampfstärke gehört auf jeden Fall dazu, aber heute ist es auch wichtig, dass man spielstark ist, um das Spiel eröffnen zu können. Routine schadet auch nicht, obwohl es auch sehr viele gute junge Innenverteidiger gibt, wenn ich zum Beispiel an Leo Querfeld denke, der nach einer starken Bundesliga-Saison zu Union Berlin gewechselt ist.
Du hast, wie gesagt, seit Jahren Top-Zweikampfwerte. Immer mehr Klubs scouten mithilfe von Daten. Bist du noch keinem ausländischen Klub aufgefallen?
Bei mir hat sich noch keiner gemeldet, sonst wäre ich vielleicht schon irgendwo. Dem Didi Kühbauer, der viel österreichischen Fußball schaut, bin ich auch so aufgefallen. Als er dann noch gehört hat, dass ich ablösefrei bin, hat er alles probiert, mich nach Wolfsberg zu holen und war erfolgreich. Für die Vereine und das Scouting sind die Daten natürlich interessant, ich freue mich auch, wenn ich sehe, dass ich in einer Statistik weit vorne bin, aber ich schaue jetzt nicht jede Woche nach.
Salzburg, euer nächster Gegner, hat gerade nicht nur im Abwehrzentrum Probleme, lässt das eure Chancen steigen?
Dass es bei ihnen noch nicht so gut läuft, ist uns nicht unrecht, obwohl sie natürlich immer noch große Qualität haben. Deshalb sind Punkte gegen Salzburg noch immer Bonuspunkte.
Mit Klagenfurt ist es dir zweimal gelungen, die „Bullen" zu schlagen. Was mögen sie denn gar nicht?
Es ist für alle Vereine schwierig, wenn sie das Spiel machen müssen, der Gegner tief steht, aggressiv ist und auf seine Umschaltsituationen wartet. So kann man auch Salzburg besiegen, und das haben wir zwei Mal geschafft. Wir werden es auch mit dem WAC probieren.
Du bist jetzt das vierte Jahr in Kärnten. Wie schwer hast du dich als Oberösterreicher mit den Kärntner Ausdrücken getan?
Sie haben am Anfang ein bisschen Schwierigkeiten mit meinem Schmäh gehabt. Aber sie haben natürlich auch Ausdrücke, die ich noch nicht gekannt habe, in Wolfsberg noch mehr als in Klagenfurt. Aber mittlerweile verstehe ich alles. Und reden tu ich noch ganz normal.
Nächste Woche steht das Kärntner Derby im Cup und in der ADMIRAL Bundesliga an, einmal in Wolfsberg, einmal in Klagenfurt. Wo siehst du die großen Unterschiede?
In Wolfsberg ist es schon um einiges ruhiger, aber ich bin eh keiner, der immer fortgehen muss. Das Stadion in Klagenfurt ist natürlich ein anderes Kaliber als die Lavanttal Arena, aber von den Zuschauern ist nicht viel Unterschied. Und die Derbys werden sicher gut besucht sein.
Wie unterscheiden sich die Trainer Kühbauer und Pacult?
Sie sind in ihrer Arbeitsweise schon unterschiedlich. Peter Pacult hat uns im Spiel viele Freiheiten gelassen, beim WAC wird viel vorgegeben. Wir trainieren sehr viel Abläufe und wie wir gewisse Situationen lösen sollen. Das hat auch schon ganz gut geklappt, nur die zwei Heimniederlagen gegen die vermeintlich schwächeren Gegner haben weh getan.
Und wer von den beiden kann lauter werden?
Das können sie beide ganz gut, wenn es notwendig ist. Aber das gehört dazu, manche brauchen das auch. Ich finde es gut, wenn angesprochen wird, was nicht funktioniert. Man kann nicht alles immer schönreden.
Fotos: GEPA pictures
Redakteur: Horst Hötsch