04. März 2024
Robert Zulj: Du musst krperlich besser sein
Robert Zulj ist nicht nur Kapitän, sondern auch Top-Scorer des LASK. Im Interview spricht er über seine Rolle als Führungsspieler, warum Valon Berisha dem Team guttun wird und wann die aktuelle Saison für ihn erfolgreich wäre.
Als Thomas Sageder im Sommer den LASK übernahm, hat er dich zum Kapitän ernannt. Was hat dir das bedeutet?
Robert Zulj: Erstmal muss dazu gesagt werden, dass wir uns schon lange kennen. Er war mein Co-Trainer in Ried. Als sein Engagement offiziell wurde, habe ich mich mit ihm getroffen, wir haben miteinander geredet, unsere Ideen und Vorstellungen ausgetauscht. Es war relativ schnell klar, dass das Vertrauen noch da ist. Er fragte mich bald, ob ich mir vorstellen könne, die Kapitänsbinde zu übernehmen, und ich habe zugestimmt. Es macht mich stolz, Kapitän des LASK zu sein, vor allem in dieser Mannschaft, in der ich auch junge Spieler führen kann.
Es ist jetzt deine zweite Saison beim LASK, mit 11 Toren und 4 Assists in der Saison 2022/23 warst du bereits gut in Form. Heuer hattest du allein bei sechs Bundesliga-Siegen an allen Toren beteiligt, hast überhaupt viele entscheidende Treffer erzielt. Warum läuft es heuer gefühlt noch besser?
Ja, mein erstes Jahr beim LASK lief auch nicht schlecht. Natürlich gerät man mit der Kapitänsbinde noch mehr in den Fokus. Auch als ältester Feldspieler und erfahrenstes Kadermitglied nach Jörg Siebenhandl stehe ich vermehrt im Rampenlicht. Doch für mich persönlich zählen nicht nur die individuellen Statistiken wie Tore und Assists. Wichtig ist vielmehr, dass wir als Team gut spielen. Es hat einige Zeit gedauert, bis sich alles eingespielt hat. Wir hätten noch mehr punkten können, aber im Herbst haben wir schon viele gute Ansätze gezeigt.
Du sprichst es an – es hat gedauert, bis der LASK sich gefunden hat. Wie fühlte es sich an, die neue Philosophie zu implementieren?
Die Gefühlswelt war anfangs extrem. Wir hatten fast alle Spiele der Vorsaison an Board, gute Neuverpflichten und dadurch hohe Erwartungen und gesetzte Ziele. Und dann waren die ersten Ergebnisse waren nicht wie erhofft. Der Auftakt gegen Rapid war nicht gut, in der zweiten Runde gegen Sturm haben wir uns sogar noch schwerer getan. Dann sitzt du da, und denkst dir: „Puh, das ist nicht aufgegangen.“ Eine Mannschaft macht aber aus, in so einer Situation nicht aufzugeben, sondern weiter zu arbeiten und an sich zu glauben. Das haben wir gemacht und es hat sich bezahlt gemacht.
Didi Kühbauer erreichte als Dritter einen Europacupstartplatz und musste dennoch gehen. Wenn man den LASK von heute anschaut, sieht man, dass die Mannschaft einen Schritt nach vorne gemacht hat. Ist der neue Spielstil eine notwendige Weiterentwicklung?
Wenn du im Europacup gegen eine deutsche, aber natürlich auch englische oder französische Mannschaft spielst, musst du körperlich besser sein, um die fußballerischen Nachteile vergessen zu machen. Daher kann ich den Weg nachvollziehen und finde ihn richtig, einen nächsten Schritt gehen zu wollen mit einer adaptierten Philosophie. Mir ist aber auch wichtig, zu betonen, dass Didi Kühbauer einen hervorragenden Job gemacht hat, und es uns Spielern viel Spaß gemacht hat unter ihm. Ab und zu ist es aber so, dass Vereine etwas anpassen wollen und Erfolg gibt dir immer recht.
Anpassungen gab es auch diesen Winter im Kader. Mit Valon Berisha hat der LASK unter anderem einen Spieler verpflichtet, der in seiner Zeit bei Salzburg absoluter Führungsspieler war. Was kann er im Team einbringen?
Ich habe mit Valon zusammengespielt in Salzburg und kenne ihn als 19- oder 20-Jährigen. Ich sehe ihn jetzt tagtäglich im Training und er hat sich nicht verändert. Er ist ein Vorzeigeprofi, der immer voll motiviert und mit einer hervorragenden Mentalität vorangeht und zusätzlich Erfahrung in unser junges Team bringt. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass er vor dem Transfer zu uns vereinslos war und es ein bisschen dauern wird, bis er bei 100 Prozent ist. Er wird nicht von Anhieb Spiele im Alleingang für uns entscheiden.
Große Ansagen entlockt man Bundesligaprofis nur selten – aber was will der LASK denn erreichen im Frühjahr?
Ich hätte die Frage im Juli gleich beantwortet wie jetzt gegen Ende des Grunddurchgangs: Wir sind noch in einem Prozess, eine Philosophie zu verinnerlichen, die in ähnlicher Form den Verein vor ein paar Jahren schon sehr erfolgreich gemacht hat und dabei auf einem guten Weg. Wir wollen uns nicht auf Plätze festlegen. Aber wenn wir ein paar Details verbessern, traue ich uns absolut zu, dauerhaft eine Topfmannschaft in Österreich zu werden.
Fotos: GEPA pictures