26. Feb. 2024
Tomi Horvat: Aus der Distanz
In seiner zweiten Saison in Graz erlebte Tomi Horvat bisher eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Doch im Spätherbst zeigte er mit wichtigen Toren einmal mehr, wie wichtig der Offensivspieler für den SK Sturm ist.
Es gibt so Spieler, die man auch an ihren typischen Bewegungen erkennt. Wir erinnern uns an Arjen Robben. Der holländische Flügelspieler war bekannt dafür, sehr gerne von Rechtsaußen mit einem schnellen Haken nach innen zu ziehen und anschließend mit dem stärkeren Linken den Abschluss zu suchen. Der Signature Move von Tomi Horvat ist ein ähnlicher. Nur, dass er meist etwas weiter weg vom Tor von der rechten Seite in die Mitte zieht und dann aus durchaus respektabler Entfernung den Abschluss sucht. Und auch gerne mal trifft. Wie zum Beispiel beim Cup-Halbfinale gegen den LASK in der Vorsaison, als er mit seinem Goldtor den Weg für den sechsten Pokaltitel der Steirer ebnete.
„Ich übe diese Spielzüge immer und immer wieder nach dem Training“, sagt er. „Es ist für Torhüter nicht so leicht, auch wenn die Distanz groß ist. Einfach, weil die Sicht verdeckt ist und die Schüsse oft überraschend kommen.“ Tomi Horvat und Distanzschüsse – das ist ohnehin ein Match. Und Tomi Horvat und Torerfolge mittlerweile auch. 5 Tore erzielte er im Herbst in der Bundesliga, damit hat er jetzt schon mehr Treffer erzielt als in der gesamten vorigen Saison (4 Tore). Und das, obwohl er gerade in dieser, seiner zweiten Saison in Graz, anfangs zu kämpfen hatte. Gerade am Anfang der aktuellen Spielzeit musste er sich oft mit einem Platz auf der Bank begnügen. „Ich gebe immer das Maximum, aber es ist die Entscheidung des Trainers, wer startet und wer als Wechselspieler kommt. Jeder Spieler ist wichtig für das Team, aber natürlich spiele ich lieber 90 Minuten.“
Dass er es kann, bewies er dann, als er im Spätherbst des Vorjahres wieder gebraucht wurde – und zwischen Mitte November und Dezember in drei Bundesligaspielen mit vier Toren fast im Alleingang sieben Punkte für sein Team sicherte. „Die Statistiken sind wirklich erfreulich und ich hoffe natürlich, dass es so weiter geht. Ich trainiere hart und es dauert eben manchmal ein bisschen, bis man richtig ankommt bei einem Verein“, sagt er. Dabei war der vierfache slowenische Teamspieler schon in seiner Debütsaison 2022/23 eine wichtige Stütze seines Teams – gerade nach der Verletzung des etatmäßigen Zehners Otar Kiteishvili. Und das, obwohl sich der technisch beschlagene Slowene in seiner Anfangszeit in Österreich auf die stärkere physische Präsenz der Gegenspieler einstellen musste.
Dass er auf höchstem Niveau mithalten kann, beweist er aber ohnehin nicht erst, seit er in Graz die Fans national wie international überzeugt. Schon bei seinem Ausbildungsklub NS Mura zeigte er etwa in der Europa Conference League nicht nur mit guten Leistungen, sondern sogar mit Toren auf. Zum Beispiel beim Heimsieg gegen Tottenham im November 2021. „Dieses Tor und der Sieg waren sicher eines der ersten großen Highlights meiner Karriere. Aber überhaupt war meine Zeit bei Mura auch sehr erfolgreich – wir sind 2020 Pokalsieger und 2021 Meister geworden.“
Zuerst Pokalsieger und dann Meister im nächsten Jahr. Eine Entwicklung gegen die Horvat auch bei Sturm naturgemäß nichts hätten. Was ist heuer möglich? „Ich hoffe, wir können auch im Frühjahr viele Spiele gewinnen und unser hohes Leistungslevel in der Liga halten. Wir werden sehen, wo es uns hinbringt“, sagt er ganz bescheiden, wie es auch zu seinem Gemüt passt. Und gibt es eigentlich eine Traumdestination, einen Ort, wo er irgendwann auch einmal gerne in Tomi-Horvat-Manier nach innen ziehen möchte, um aus der Distanz Traumtore zu erzielen? „Spanien, irgendwo mit Strand“, lacht er. „Aber ich fühle mich in Graz sehr wohl, solche Träume sind weit weg“, sagt er, der auch deshalb gerne in Graz spielt und lebt, weil die Heimat nicht weit ist. „Wir haben viele Legionäre in der Mannschaft aus unterschiedlichen Ländern, ich genieße es, dass ich in etwas mehr als einer Stunde mit dem Auto zu Hause bin.“
Fotos: GEPA pictures