29. Nov. 2024
Vesel Demaku: „Wir sind eine gute Mannschaft, auch wenn es die Tabelle noch nicht zeigt"
Am Samstag erwartet Vesel Demaku seinen Ex-Klub Sturm Graz in Altach. In unserer Rubrik „11 Fragen" spricht er über die Situation beim Tabellenschlusslicht, warum es für ihn in Graz nicht geklappt hat und was er von seinen bisherigen Stationen mitgenommen hat.1) Vesel, wie geht es einem Spieler, dessen Klub seit elf Spielen sieglos ist – noch dazu seit dem Trainerwechsel auf neuer Position?
Naja, ich war vorher einer der zwei Sechser und bin jetzt einer der zwei Achter, es ist nicht so, dass ich plötzlich zwei Positionen weiter vorne spiele. Das ist schon die Position, für die ich ausgebildet wurde. Aber in unserer Situation bin ich persönlich nicht so wichtig. Ich mache gute Dinge und sicher auch ein paar weniger guter Dinge, aber wenn man nicht gewinnt, ist der Fokus immer auf den negativen Dingen.
2) Hast du eine Erklärung für die schlechte Phase, nachdem es zwischendurch ausgesehen hat, als hättet ihr die Kurve gekratzt?
Wir sind mit der Heimniederlage gegen die WSG Tirol sehr schlecht in die Saison gestartet, haben dann aber entgegen den Erwartungen in Linz gegen den LASK gewonnen und waren mit dem Sieg gegen den WAC plötzlich gut dabei. Aber seither kommen wir mit den paar Remis nicht mehr vom Fleck.
Wir spielen nicht schlecht, aber die Punkte spiegeln nicht unsere Leistungen wider. Wir sind unter dem neuen Trainer jetzt auch viel aktiver und offensiver als noch vor ein paar Wochen. Und ich bin sicher, dass es auch wieder in eine gute Richtung geht, wenn jeder so weiter arbeitet. Aber es ist bitter, wenn du Spiele, wie gegen den LASK, wo wir die drei Punkte schon fast sicher hatten, noch verlierst.
3) In den erfolgreichen Wochen hat Gustavo Santos nach Belieben getroffen, zuletzt kam er nur noch von der Bank. Was ist los mit ihm?
Dazu kann ich auch nicht viel sagen, die Situation ist wie sie ist. Natürlich würde es uns als Team helfen, wenn wir vorne einen haben, der die Chancen verwertet. Aber wer das sein soll, entscheide nicht ich.
4) Am Samstag kommt dein Ex-Klub Sturm nach Altach, der gerade deinen anderen Ex-Klub Klagenfurt 7:0 abgeschossen hat. Hast du mit deinen Ex-Kollegen darüber gesprochen?
Bei unserem WAC-Spiel habe ich mit Nico Wimmer, der mit mir noch in Klagenfurt war, kurz darüber gesprochen. Wir waren uns einig, dass sie, so wie wir den Trainer kennen, sicher eine lustige Trainingswoche haben würden. Mit den Jungs von Sturm habe ich noch viel Kontakt, mit einigen habe ich auch über das 7:0 geschrieben. Sie waren selbst ein bisschen überrascht, auch wenn man im Flow ist, steht so ein Sieg nicht an der Tagesordnung. Für sie war danach erst einmal die Champions League an der Reihe. Sie wissen, dass sie gut sind, aber nach Altach kommen sie trotzdem nicht so gerne.
5) Ist Sturm schon wieder in Meisterform?
Sturm hat absolute Qualität, aber ich glaube, in der vergangenen Saison waren sie noch weiter als jetzt. Sie hatten schon noch ein paar Themen. Sarkaria war ein Unterschiedsspieler und kommt erst jetzt wieder dazu. Wüthrich und Stankovic haben gefehlt und kommen auch gerade erst wieder zurück. Ich glaube, sie werden im Laufe der Saison noch besser.
6) Warum hat es bei dir in Graz nicht gereicht?
Schwer zu sagen, ich war im ersten Spiel, auswärts bei Ried, richtig gut. Das haben eigentlich alle bestätigt. Trotzdem habe ich danach gar keine Rolle mehr gespielt. Aber wenn die Mannschaft so performt und auf deiner Position der Kapitän richtig gut spielt, hast du wenig Argumente. Der Erfolg der letzten Jahre gibt dem Verein mit allem recht. Das muss man schon auch einschätzen können.
7) Es heißt immer, ein Fußballer nimmt von jeder Station, von jedem Trainer etwas mit. Du bist erst 24, aber hast schon einige Stationen hinter dir. Was hast du aus der Akademie in Salzburg mitgenommen?
Die war natürlich extrem prägend, sehr professionell. Man muss sich nur anschauen, wie viele Spieler aus der Red-Bull-Akademie in der Bundesliga und auch in den internationalen Ligen spielen. Ich habe extrem viel gelernt, vor allem, wie man gegen den Ball arbeitet, was im heutigen Fußball sehr gefragt ist. Das kommt mir jetzt auch bei Fabio Ingolitsch zugute, der ja auch aus der Red-Bull-Schule kommt.
8) Und aus fünf Jahren Austria?
Da habe ich im Laufe der Zeit erst gemerkt was für ein großer Verein das ist, als ich da mit 17 hingekommen bin, habe ich das gar nicht am Schirm gehabt. Aber es gibt Leute, die dort 20 oder 30 Jahre beim Verein sind, super Menschen, mit denen ich heute noch Kontakt pflege. Bei der Austria habe ich gelernt, was es heißt, für einen Traditionsverein zu spielen.
9) Dennoch bist du 2022 zu Sturm gewechselt.
Wenn der Trainer, bei dem ich bei der Austria meine beste Zeit hatte, anruft und sagt, dass er dich unbedingt haben will, sagt man nicht so leicht nein. Ich war mich auch sicher, dass Christian Ilzer super nach Graz passen und erfolgreich sein würde. Und es ist ja dann auch vieles so eingetroffen, wie gedacht. Nur eben ohne mich. Für mich war es nicht so leicht, wenn du zwischendurch in die 2. Liga musst. Ich habe dann sehr früh auf eine Leihe gedrängt, aber das ist natürlich auch nicht lustig, wenn du jedes halbe Jahr zu einem anderen Verein verliehen wirst. Aber ich habe mich durchgebissen und heute kriegt mich nichts so schnell aus der Ruhe.
10) Deine erste Leihe ging nach Klagenfurt. Was konntest du da lernen?
Dort habe ich gesehen, dass es auch etwas anderes als Ilzer oder die Red-Bull-Schule gibt. Nämlich so ziemlich das Gegenteil. Das hat mir gut getan, weil es etwas Neues für mich war. Es war ein ganz anderes Training, ein ganz anderer Fußball. Ich habe gesehen, dass der Fußball viele Einflüsse hat, nicht nur einen. Und der Zusammenhalt dort war sehr groß.
11) Danach ging es zuerst leihweise nach Altach, im Sommer wurdest du fix verpflichtet. Was sind deine Erwartungen?
Das Ziel ist, endlich einmal so viele Spiele wie möglich zu machen. Ich bin schon lange dabei, habe aber noch nie mehr als 20 Spiele in einer Saison gemacht. Das ist genau das, was weh tut in der Entwicklung. Wobei es selten Leistungsgründe waren, dass ich nicht gespielt habe. Drei, vier Jahre lang bin ich immer drei, vier Monate mit Verletzungen ausgefallen. Ich bin glücklich, dass ich jetzt fit bin. Wir haben in Altach ein extrem cooles Team, wir verstehen uns super und sind auch eine gute Mannschaft. Auch wenn es die Tabelle noch nicht zeigt.
Redakteur: Horst Hötsch
Fotos: GEPA pictures