19. Feb. 2024
Was, der Taferner?
Dass der Spieler, der im Herbst für die meisten Schussvorlagen gesorgt hat und am meisten gefoult wurde, vom Vorletzten kommt, ist schon beachtlich. Aber dass er auch noch der zweitbeste Tackler der ADMIRAL Bundesliga war, zeigt, was für ein Glücksgriff Matthäus Taferner für die WSG Tirol war.
Die Opta-Zahlenschmiede hatte wieder ganze Arbeit geleistet und den Bundesliga-Herbst in Statistiken gegossen. Und wirklich standen sie alle ganz oben in den jeweiligen Kategorien, die viel gelobten Protagonisten der ersten 17 Runden: Rapids Nicolas Kühn als bester Dribbler, Salzburgs Strahinja Pavlovic als bester Zweikämpfer, Hartbergs Maxi Entrup als effizientester Stürmer, der Tiroler Matthäus Taferner … was, der Taferner? Ja, der Taferner von der WSG Tirol, dem ziemlich deutlich abgehängten Vorletzten, nimmt tatsächlich in zwei Disziplinen die Top-Position ein und belegt in einer dritten den zweiten Platz!
Offensiv kreieren, defensiv reüssieren
43 Schussvorlagen hat der Tiroler, der am 30. Jänner seinen 23. Geburtstag feiert, für seine Mitspieler kreiert und damit Leute wie Dominik Fitz (36) und Marco Grüll (35) in die Schranken gewiesen, die vielmehr im Ruf stehen, Chancen am Fließband zu produzieren. Als versteckte Auszeichnung darf Matthäus Taferner verstehen, dass er 42-mal nicht anders als mit einem Foul zu stoppen war, was ihn zum meistgefoulten Spieler der Herbstsaison machte. Selbst die weitaus torgefährlicheren Spieler Marco Grüll (32) und Andi Gruber (31) haben sich nicht so oft abklopfen lassen müssen. Der langmähnige Innsbrucker tänzelt jedoch nicht nur als Schöngeist durch die gegnerischen Defensivreihen, wie man nun vermuten könnte. Seine 49 Tackles, die nur noch vom Altacher „Sechser“ Lukas Jäger überboten wurden, offenbaren seine kämpferische Seite. „Das ist einfach mein Spiel“, kommentiert er die Zahlen fast lapidar. „Offensiv kreieren, defensiv in jeden Zweikampf reinhauen und ihn nach Möglichkeit auch gewinnen.“
„Wuselig“ beschreibt WSG-Trainer Thomas Silberberger den Spielstil seiner Nummer 30. Nach vorne wie nach hinten. „Wo er definitiv noch zulegen kann, ist seine Torgefährlichkeit, die geht praktisch gegen Null“, findet er nur einen Punkt auf der Mängelliste. Mehr als ein Bundesliga-Tor pro Saison ist sich für den gebürtigen Klagenfurter in der Tat noch nie ausgegangen, seit er mit 18 Jahren beim FC Wacker auf der Bundesliga-Bühne erschien und sofort zu beeindrucken wusste. „Ein Goalgetter war er nie, aber als Achter sollte er schon für fünf bis sieben Tore in der Saison gut sein“, beharrt Silberberger. „Mit meinen Scorern war ich selbst nicht zufrieden. Torgefährlicher zu werden, ist das Ziel, daran arbeite ich“, kennt auch Taferner die Forderung des Trainers. Vielleicht heißt's ja am Ende der Saison bei einem Blick auf die Scorerliste auch wieder: „Was, der Taferner?“
Wattens statt Triest
Es war an sich schon eine Überraschung, dass der ehemalige U21-Nationalspieler im vergangenen (Spät-)Sommer in Wattens gelandet ist. Zwar hatten Thomas Silberberger und Sportdirektor Stefan Köck schon im Februar nach dem 2:1-Auswärtssieg in Wolfsberg „ein erstes loses Gespräch“ geführt, „erster Ansprechpartner“, weiß Silberberger, „waren wir damals nicht“. Zunächst schienen die Wiener Klubs interessiert, dann machte ein Transfergerücht zur Triestina in die Serie C die Runde. „Das wäre ein ganz interessantes Projekt gewesen“, war Italien für Taferner durchaus eine Option, „aber die WSG hat mir das beste Gesamtpaket geboten.“ Die Rückkehr in die Tiroler Heimat hätte dabei nicht die große Rolle gespielt, eher das Wissen, was ihn erwartet. „Weil ich doch viele Leute im Verein schon gekannt habe.“ Etwa Kapitän Felix Bacher, den Freund aus gemeinsamen Schul- und Wacker-Tagen. Als sportlichen Abstieg hatte er den Wechsel nach Wattens nie betrachtet: „Ich finde, im Mittelfeld der Liga ist nicht viel Unterschied. Dass wir so einen Herbst spielen, war ja nicht zu erwarten.“ In der Frühjahrssaison wollen die Tiroler auf jeden Fall ein anderes Bild abgeben. „Wir haben ja richtig gute Qualität in der Mannschaft, wir müssen uns nur zutrauen, sie auch auf den Platz zu bringen“, steht für Taferner im Vordergrund, „den Vorsprung auf Lustenau so schnell wie möglich zu vergrößern und da unten raus zu kommen. In der Qualifikationsrunde werden dann die Karten sowieso wieder neu gemischt.“
Dass mit der Rückkehr der Langzeit-Verletzten Valentino Müller und Bror Blume auch das Mittelfeld neu gemischt wird, soll für den Einfädler hingegen keine Auswirkung haben. „Die beiden sind wie Neuzugänge für uns, sie werden uns helfen, unsere Leistungen stabil zu kriegen“, hofft Thomas Silberberger, „aber an der Rolle von Matthäus ändert sich nichts.“ Und wenn doch, verraten uns das ohnehin am Ende der Saison die Opta-Statistiken.
Bilder: GEPA pictures