11. März 2025

Werner Gregoritsch: „Ich erwarte das spannendste Playoff aller Zeiten“

Als U21-Teamchef hat Werner Gregoritsch vor wenigen Monaten seinen Abschied genommen. Die ADMIRAL Bundesliga verfolgt der bald 67-Jährige immer noch genau. Mit bundesliga.at sprach er über „seinen“ GAK, den Titelkampf und die Entwicklung „seiner“ ehemaligen Schützlinge.

Herr Gregoritsch, waren Sie als alter GAKler beim Grazer Derby?

Ja, war ich. Und es war ein besonderes Erlebnis für mich. Ich war vor dem Spiel beim Sky-Interview und als ich dann an der Tribüne mit den gut 4.000 GAK-Fans vorbei gegangen bin, haben sie alle im Chor „Werner Gregoritsch“ gesungen, das war schon lässig und ist mir fast schon ein bissl peinlich gewesen. Aber ich bin ein Roter, der GAK war doch fast 20 Jahre mein Verein. Im Nachwuchs, als Profi und als Trainer – mit dem Cupsieg als damals größten Erfolg.

Wie gefällt Ihnen der Aufsteiger in der ADMIRAL Bundesliga?

Sie machen ihre Sache sehr gut. Gegenüber Sturm gab es punkto Qualität und Routine schon einen Unterschied, aber der GAK hat 85 Minuten lang tadellos gespielt und wenig zugelassen. Aber im Fußball reichen eben fünf Minuten, um plötzlich am Boden zu liegen. Was ich ein wenig kritisieren muss, ist, dass sie noch disziplinierter werden müssen, sie bekommen zu viele Gelbe und Rote Karten. Aber der GAK wird oben bleiben, da bin ich mir ziemlich sicher. Obwohl die Qualifikationsgruppe wirklich das Schwerste vom Schweren ist. 

Und Sturm ist immer noch Titelkandidat Nummer 1?

Mit dem Abgang von Trainer und Sportdirektor ist bei Sturm viel passiert, die Erwartungshaltung an den jungen Trainer ist hoch und er hat noch nicht so das Standing, wenn es einmal nicht so läuft. Aber Sturm ist ein gewachsener Verein. Wer hätte vor fünf Jahren geglaubt, dass sie Meister werden und in der Champions League spielen? Sturm hat nach wie vor sehr gut ausgebildete Spieler, auch weil Didi Pegam dort seit 17 Jahren Akademieleiter ist und einen sehr guten Job macht. Und sie haben immer noch Spieler von herausragender Qualität. Wenn ich an Kiteishvili denke, der im Derby 80 Minuten lang nicht zu sehen war, aber als es darauf angekommen ist, war er da mit einem Kopfball-Tor. Das ist ein Unterschiedsspieler, und solche Spieler brauchst du, um Meister werden zu können.

Wird die Austria bis zum Ende um den Titel mitspielen?

Die Austria ist für mich die Mannschaft der Stunde. Trainer Stephan Helm und der ganze Betreuerstab machen das richtig gut. Auch über Jürgen Werner kann man sagen, was man will, aber man sieht, er kennt sich aus. Die Verpflichtung von Aleks Dragovic war Gold wert, nicht nur aufgrund seiner Leistungen, aber man sieht, dass er einen Bezug zu diesem Verein hat. Ich schaue der Austria gerne zu und glaube, dass sie im Duell zwischen Sturm und Salzburg der lachende Dritte sein könnte. Aber auch der WAC ist nicht zu unterschätzen. Für mich ist Didi Kühbauer einer der besten Trainer, die wir haben. Von seiner Arbeit her, wäre er auch schon einer fürs Ausland gewesen. Vielleicht ist er sich mit seiner emotionalen Art bisher selbst im Weg gestanden, aber auch in diesem Bereich hat er sich schon sehr geändert. Ich erwarte auf jeden Fall das spannendste Playoff aller Zeiten. 

Wie beurteilen Sie die Entwicklung Ihres ehemaligen U21-Spielers Dominik Fitz, ist er schon reif für das Nationalteam?

Er ist ein sehr sensibler Spieler, ein filigraner Spielmacher, der in den letzten Jahren sehr gereift ist. So eine Entwicklung ist nur möglich, wenn du dich in deinem Umfeld wohlfühlst. Ich kann ihn mir auch für das Nationalteam vorstellen, wenn die Leistungen passen. Der Teamchef ist ein Freund der Jugend. Er kann gut mit den Spielern, kümmert sich um sie und ist sehr korrekt.

Thierno Ballo war auch einer Ihrer Spieler und ist beim WAC auch einige Schritte weitergekommen.

Absolut. Er hat für mich eine der schönsten Entwicklungen genommen. Am Anfang war er noch ein bissl ferngesteuert, hat gedacht, dass sich alles nach ihm richten muss, aber schon im letzten Jahr bei mir im U21-Team war er unvorstellbar gut und bei allen sehr beliebt. Er ist auch ein Unterschiedsspieler. Wenn er in den Zwischenräumen den Ball hat, brennt’s. Über seine fußballerische Qualität muss man nicht reden, körperlich müsste er für die internationale Bühne wahrscheinlich noch mehr zulegen.

Gibt es noch mehr junge Spieler, die Ihnen positiv aufgefallen sind?

Auf jeden Fall Niki Wurmbrand, er ist eine Ausnahmeerscheinung. Er kann im höchsten Tempo auf einmal stehen bleiben und die Gegner ins Leere laufen lassen. Das habe ich vorher nur bei Walter Schachner und Karl-Heinz Rummenigge gesehen. Leon Grgic hat auch Fähigkeiten die du nicht lernen kannst. Das hat man auch gesehen, wie er das Tor gegen den GAK vorbereitet hat. 

Rapid, BW Linz oder der Lask – wer aus dem Trio wird in der Meistergruppe landen?

Es könnte wirklich jeder sein. Rapid hat gerade einen Hänger, aber vom Potenzial her könnten sie auch ganz vorne mitmischen. Das heißt nicht, dass gegen den GAK nicht auch was passieren kann. Der ist sehr schwer zu bespielen. Dass Blau-Weiß es schaffen könnte, hätte wohl keiner geglaubt. Das spricht schon für die gute Arbeit von Trainer Gerald Scheiblehner, den ich auch zu unseren großen Trainer-Hoffnungen zähle. Er kann gut mit den Spielern, kann aber auch Gas geben, wenn es notwendig ist.

Sind Sie nach dem Abschied vom U21-Team offiziell schon in Pension oder würde Sie die Trainerbank schon noch einmal reizen?

Offiziell bin ich in Pension. Seit Kurzem schreibe ich eine Kolumne in der Steirerkrone, aber ich könnte mir auch vorstellen, noch einmal ein Jahr irgendwo als Trainer auszuhelfen, wenn ich gebraucht werde. Ich habe immer gesagt, dass ich mit 70 sicher nicht mehr auf der Bank sitzen werde, aber bis dahin habe ich ja noch drei Jahre (lacht).

Redakteur: Horst Hötsch

Fotos: GEPA pictures