Thomas Janeschitz und die besten Joker der Bundesliga-Geschichte

30. April 2024 in ADMIRAL Bundesliga

Bis vor wenigen Monaten war Mag. Thomas Janeschitz Trainer des FC Dornbirn. In seiner aktiven Zeit war der Wiener ein Bundesliga-Torjäger, der auch für seine Joker-Tore berühmt war. Mit bundesliga.at sprach er über die Lage der Liga und die Besonderheiten der Jokerrolle.

 

Wie verfolgst du das Meisterduell zwischen Sturm und Salzburg?

Es ist enorm spannend. Am Sonntag war es schon knapp dran an einer Entscheidung. Für die Liga ist es natürlich optimal, dass es so passiert und es bis zum Ende spannend bleibt. Für mich wäre es wichtig, dass es eine sportlich eindeutige Entscheidung gibt, dass die Mannschaft, die die ganze Saison über die meisten Punkte gemacht hat, auch Meister wird – und nicht nur dank der Punkteteilung. Aber selbst da ist ja Sturm bereits vorne.

Hat Sturm nicht nur drei Punkte Vorsprung, sondern auch das leichtere Restprogramm?

Ich glaube, in der Endphase der Meisterschaft kann jedes Spiel der Knackpunkt sein, da kommt es gar nicht so sehr auf die Auslosung an. Es sind einfach drei Entscheidungsspiele, in denen beide Mannschaften mit dem großen Druck, der da entsteht, fertig werden müssen. Wie schwer es ist, den Sack zuzumachen, hat man im Vorjahr beim GAK gesehen, der bei uns in Dornbirn den Titel noch verspielt hat. Bei Sturm kommt noch das Cupfinale dazu, das eine zusätzliche physische und psychische Belastung ist. Wobei ein Erfolgserlebnis natürlich auch ein Push sein kann.

Der Kampf um die Plätze 4 und 5?

Es ist immer wieder beeindruckend, dass Klagenfurt und Hartberg so performen. Was Peter Pacult und Markus Schopp da jedesmal leisten, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Genauso überraschend ist es, dass die Wiener Klubs mit ihren Möglichkeiten immer wieder hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Die Abstiegsfrage ist entschieden?

Da wird es wohl so sein, dass Austria Lustenau den Gang in die 2. Liga antreten muss. Und das geht über das Jahr gesehen auch in Ordnung. Was ich nicht erwartet habe, dass auch die Altacher wieder so lange zu kämpfen hatten, weil ich sie von der Struktur her doch über einige andere Klubs aus der Qualifikationsgruppe stellen würde.

Du bist mit 13 Joker-Toren einer der Top-Joker in der Geschichte der ADMIRAL Bundesliga. War das eine Spezialität von dir?

Ja, das war – leider auch – eine Spezialität von mir. Mein Ruf als Joker ist vor allem in der Saison unter Hans Krankl entstanden. Es ist ja nicht so, dass ich in meinen vier Jahren in Tirol vorher und nachher nicht auch Tore geschossen habe, wenn ich von Anfang an gespielt habe. Aber in der Zeit des „Dream Teams" (1994/95; Anm.) waren wir da vorne mit Sané, Danek, Cerny und mir einfach sehr stark besetzt. Sammy Sané ist dann auch Torschützenkönig geworden, ich war trotz meiner Jokerrolle Dritter.

Was muss ein Joker können?

Man muss in dieser Lage mental so weit sein, zu sagen: „So, jetzt zeig' ich's denen da draußen.“ Das kann durchaus eine zusätzliche Motivation sein, wenn man grantig ist auf den Trainer. Das Gefühl, wie es ist, ein Tor zu schießen, kann einem keiner nehmen. Und in Tirol hatten wir ja auch Spieler, die einen Stürmer in Szene setzen konnten, wenn ich da an Peter Stöger, Roli Kirchler oder Roman Mählich denke.

Salzburg hat die besten Joker der Liga. Sekou Koita hat alle seine fünf Saisontore als Joker erzielt, Nene Dorgeles alle vier. Sind sie typische Joker?

Ich denke, in Salzburg ist es auch so, dass die Stürmer einfach Qualität haben und ihre Tore auch von Anfang an schießen würden. Bei Koita und Nene kommt dazu, dass sie von Verletzungen zurückgekommen sind. Was es schon braucht, ist ein guter Umgang mit der Situation. Es ist nicht ganz einfach, das wegzustecken, dass du triffst und das nächste Mal wieder auf der Bank sitzt. Weil es eben anders auch funktioniert.

Auch auf Platz drei liegt mit Karim Konaté mit drei Joker-Toren noch ein Salzburger. Ist er der nächste Torschützenkönig?

Sieht ganz danach aus. Keine Frage, er hat schon große Anlagen, auf der anderen Seite ist es trotzdem ein Stück weit überraschend, weil wir ihn in meiner Zeit beim FC Dornbirn in den Spielen gegen Liefering immer ganz gut im Griff gehabt haben. Aber wenn man Stürmer bei Red Bull Salzburg ist, hat man schon mal gute Voraussetzungen, Torschützenkönig zu werden.

 

50 JAHRE BUNDESLIGA: DIE JOKER-TORJÄGER  
1.     Alfred Drabits 27 Tore
2.     Christoph Westerthaler  18 Tore
3.     Sekou Koita 17 Tore
4.     Mario Haas 16 Tore
5.     Chrstopher Wernitznig 15 Tore
6.     Julius Perstaller 14 Tore
7.     Thomas Janeschitz 13 Tore

 

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Horst Hötsch
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